Der erste Tag auf der Straße
Tromsø. Einigermaßen ausgeschlafen und frisch geduscht sitzen wir pünktlich beim Hotelfrühstück. Wir lassen uns Zeit, denn den Vormittag über haben wir nichts zu tun, das Wägelchen können wir erst am Mittag abholen. Tromsø müssen wir auch nicht unbedingt erkunden, hier werden wir am Ende unserer Reise ja noch einmal ein paar Tage verbringen.
Ich stapfe noch einmal in die Stadt um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen und bin positiv überrascht: Es ist zwar genau so hell draussen wie zwölf Stunden zuvor, aber tagsüber ist es viel voller und dementsprechend auch deutlich freundlicher draußen. An das immer helle Wetter muss ich mich aber noch gewöhnen. Ich erinnere mich noch gut an unsere Reise durch Island, das hat letztes Jahr auch ein bisschen gebraucht.
Beim Auschecken bestellen wir uns ein Taxi, was uns dann auch flott zum Wohnmobil-Verleih etwas außerhalb der Stadt bringt. Eigentlich hatten wir den Bus nehmen wollen, der fährt aber leider sehr ungünstig und wir konnten auch nicht so richtig rausfinden, wo er hält.
Es ist nicht schlimm, dass wir ein bisschen vor der vereinbarten Zeit da sind, das Wägelchen steht schon bereit. Der sehr nette Mensch von der Autovermietung scheint uns ein wenig zu bedauern, dass wir nur ein „small car“ gemietet haben. Wir finden die das Auto ausreichend groß. Auf Basis eines Fiat-Transporters finden wir ein komplett ausgestattetes Wohnmobil vor: Es gibt Tisch und Bank, einen zweiflammigen Herd, eine Schlafgelegenheit in vernünftiger Größe und eine Toilette. Das ist alles ganz super, wir erinnern uns immer gerne mit ein bisschen Schrecken an dem kleinen Wagen im letzten Jahr zurück. Das Auto ist gut in Schuss, fast wie neu.
Wir bekommen allerlei rund um Strom, Wasser, Toiletten und Standheizungen erklärt und ich hoffe wirklich, dass ich da nichts durcheinander bringen werde. An den verschiedensten Stellen gibt es Schalter und Regler und das Gas muss man vor Fahrtantritt auch immer wieder hinten abdrehen. Das Ganze geht schneller von statten als gedacht und so sind weit schon um halb 2 auf der Straße und fahren Richtung Süden. Die Lofoten rufen.
Ich habe mich schon nach wenigen Kilometern weitestgehend an das Auto gewöhnt. Dass man in Norwegen scheinbar sowieso nur maximal neunzig fährt, kommt mir sehr zugegen. Wir haben Urlaub und Zeit, da muss man sich ja auch nicht hetzen.
Ein bisschen später machen wir dann auch unseren ersten Halt. Es wird jetzt wirklich Zeit für ein Mittagessen. Ich probiere direkt die Spezialfunktion des Fahrersitzes aus, man kann ihn um 180° drehen und hat so einen bequemen Sitzplatz am Tisch. Wir nutzen den Stop außerdem um uns ein bisschen einzurichten und dem Radio beizubringen die Musik von unseren Telefonen abzuspielen. Jetzt kann es richtig losgehen.
Bei nächstmöglicher Gelegenheit, dem Örtchen Nordkjosbotn, springen wir in einen Supermarkt und decken und mit Chips und Cola ein. Und ein paar anderen Dingen, klar. Unsere fahrbare Kochgelegenheit wollen wir natürlich auch nutzen. Eine gescheite Landkarte finden wir hier leider nicht. So sind wir schnell wieder auf der Straße.
Links und rechts der Straße sind hohe, schneebedeckte Berge zu sehen. Es regnet mal mehr und mal weniger. Mich erinnert das alles sehr stark an unseren letzten Urlaub. Das ist nichts schlechtes. Wir haben uns schon bald dazu entschieden, heute noch ein gutes Stück zu fahren. Mit maximal neunzig Kilometern in der Stunde, was ich sehr entspannt finde, düsen wir gen Süden auf der E6. Es ist nicht mal besonders viel los, es ist entspanntes Fahren und ich kann mich in aller Ruhe umschauen und die Landschaft genießen.
In dem Örtchen Bjerkvik stoßen frontal das erste Mal richtig auf einen Fjord. In dem Kreisel biegen wir dann auf die E10, nach rechts herum ist “Å i Lofoten”, die Stadt ganz im Süden der Inselgruppe ausgeschildert.
Nach wenigen Kilometern halten wir an einem der zahlreichen Parkplätze am Wegesrand an. Hier steht eine Informationstafel über die Besetzung und Befreiung Narviks im zweiten Weltkrieg. An einigen Stellen entlang des Weges wird hier an die Ereignisse erinnert. Der Platz direkt an der Straße ist nicht ausreichend hübsch und es donnern dauernd LKW vorbei. Hier wollen wir noch nicht bleiben.
Nur einen Tunnel später ist die Straße auf einmal trocken und die Sonne kommt ein bisschen hervor. Wir werten das als gutes Omen. Wenige Kilometer später steht schon ein kleiner Camper auf einem Parkplatz bei einem See. Wir stellen uns spontan dazu und beschließen für heute den Feierabend.
Während ich zuerst einmal zum ersten Mal die Fotoausrüstung an den Start bringe, kocht Fräulein Anna uns ein Abendessen, anschließend richten wir uns ordentlich ein. Das Wägelchen hat einige kleine Schränke und Schubladen, so müssen wir nicht die ganze Zeit aus den Rucksäcken leben. Die verstauen wir einfach unter dem Bett, wo sie uns nicht im Weg sein werden.
Nach einem kurzen Spaziergang lassen wir den Tag mit Blick auf den See ausklingen. So kann es bleiben!