"Wie müde kann ein Mensch sein?" schreibt Homeboy Ben am Morgen. Ich antworte mit "Sehr!" und ändere das Motto des Slack-Channels. Mich erwischt es erst am späten Nachmittag. Als ich aus der Firma gehe, bin ich noch motiviert eine Runde zu laufen. Zu Hause kann ich mich dann kaum wach halten, aus dem Laufen wird ein Abendspaziergang. Schrittziel knapp erreicht. Ein Video von einem vorbeifahrenden Zug kann man bei Instagram anschauen.
Dienstag, 2. August
Heute bin ich noch nicht wirklich wacher als gestern. Fräulein Anna geht es ähnlich. Also: Film an, Kopf aus. "Das Bourne Ultimatum".
Mittwoch, 3. August
Ein Tag, an dem es nichts zu berichten gibt. Ich arbeite ziemlich lange und gammele den ganzen Abend auf dem Sofa herum. Vielleicht sollten Tage, an denen es nichts zu berichten gibt, hier einfach nicht auftauchen.
Donnerstag, 4. August
"Einmal unter der Woche laufen gehen." war eines der Wochenziele. Das habe ich heute erreicht und es hat mir sogar fast Spaß gemacht. Wenn ich weiterhin regelmäßig laufen gehe, dann reicht mir glaube ich die Messmethode "Schrittzähler" nicht aus. Ob es wohl kleine GPS-Geräte gibt? Das Telefon habe ich beim Laufen nicht dabei, eigentlich will ich damit auch gar nicht anfangen.
Fräulein Anna hat heute frei und deshalb schon gekocht, ein Zucchini-Tomaten-Auflauf steht auf den Tisch und schmeckt ziemlich gut. Danach schauen wir auch noch den vierten Film aus der Bourne-Reihe, "The Bourne Legacy".
Freitag, 5. August
Am Abend starten die Stadtgartenkonzerte am alten Zoll. Dort treten den ganzen August bis Anfang September allerlei Künstler auf. Die erste Band verpassen wir, Salat-mümmelnd auf einer Mauer in der Nähe sitzend. Danach schauen wir uns "Steal A Taxi" an und befinden die Bonner Band für gut.
Samstag, 6. August
Samstag Morgen: Laufzeit! Etwa neun Kilometer in einer guten Stunde. Gar nicht schlecht, ich bin mit mir zufrieden. Getreu dem Motto "Was schert mich mein Geschwätz von gestern" habe ich heute das Telefon mit aktivierter Runtastic-App in der Hosentasche. Das hat mich auch tatsächlich deutlich weniger gestört, als ich gedacht hätte. Gelernt habe ich: Der Schrittzähler hat einen guten Kilometer unterschlagen, was vermutlich daran liegt, dass ich laufend natürlich größerer Schritte zurücklege als gehend.
Nach dem üblichen Einkaufsgang mache ich, während zwei Maschinen Wäsche ihre Runden drehen ein paar HTML-Fingerübungen. Im Hintergrund läuft "Fortuna Ehrenfeld", was ziemlich schöne Musik nach meinem Geschmack ist.
Am Abend geht es wieder zum Zoll, dieses Mal aus Geburtstagsfeierungsgründen. Wie passend, dass es wieder musikalische Begleitung gibt.
Sonntag, 7. August
Wenn Fräulein Anna mit dem Frühstück zufrieden ist und die Sonne scheint, dann kann der Tag nicht all zu schlecht werden. Ich spaziere durch die Sonne, fange Pokémon, mache Computerdinge. Wir bekommen ein paar Stündchen lang netten Besuch und lassen anschließend einen der Foodora-Radler für uns strampeln. Ich lerne, dass Fräulein Anna "Mission Impossible"-Filme scheinbar gut findet.
Gemeinsam mit der netten Frau von der Kundenhotline finde ich heraus, dass der reproduzierbare Absturz des Anmeldeformulars für das "Meine AOK"-Portal daran liegt, dass ich ein zu langes Passwort eingebe. Vierzehn Zeichen sind das Maximum. Vierzehn! Meinen Unmut kann die Frau nicht nachvollziehen.
Am Abend treffe ich mich mit Sebastian und wir gehen gemeinsam auf Pokémon-Jagd. Mit dem Telefon in der Hand laufen wir durch West- und Südstadt, dann rüber zum Rhein und treffen dann schließlich am Hofgarten auf Fräulein Anna. Ich lerne einiges über die Spielmechanik und bin fortan ein deutlich besserer Pokémontrainer. Ganz nebenbei laufen wir dabei über 10000 Schritte. Gerne öfter!
Dienstag, 26. Juli
Nach dem Abendessen und einer kurzen Runde um das Poppelsdorfer Schloß bekomme ich Fräulein Anna dazu bequatscht, mit mir den ersten Teil der "Jason Bourne"-Reihe zu schauen. Ich hatte dazu Lust bekommen, nachdem ich dieser Tage ein recht unterhaltsames AMA mit Matt Damon gelesen hatte, was vermutlich nicht zufällig so kurz vor der Premiere des vierten Teils der Filmreihe (zumindest mit ihm) stattfand. Auch die Bücher könnte ich mal wieder in die Hand nehmen. Die drei von Ludlum selbst geschriebenen Romane aus der Serie hatte ich schon mal gelesen, als Bourne noch Borowski hieß. Das ist also auch ein halbes Leben her.
Mittwoch, 27. Juli
Wenig Lust und bestes Sommerwetter lassen mich zeitig Feierabend machen. Fräulein Anna hat ihren freien Tag und so laufen wir eine Runde durch den botanischen Garten. Obwohl ich seit einige Jahren nicht mal zehn Minuten entfernt wohne, bin ich erst das zweite Mal dort. Da ich mich nicht in den Pokémon-Quatsch einloggen kann, habe ich viel Zeit ein bisschen genauer hin zu schauen und einige Bilder zu machen. Ich möchte in Zukunft gerne öfter die Kamera mit mir herumtragen.
Donnerstag, 28. Juli
Ich kann mich den ganzen Tag nicht so recht entscheiden, ob ich mit zum Zaz-Konzert möchte und entscheide mich schließlich dagegen. Statt dessen gehe ich eine gute Stunde laufen. In einem kleinen Anfall von Größenwahn habe ich mich nämlich für den Bonner Firmenlauf angemeldet und muss es nun irgendwie in sechs Wochen schaffen, eben so viele Kilometer am Stück laufen zu können. Zumindest, wenn ich nicht komplett dumm dastehen will. Ich lande wieder oben auf dem Kreuzberg, von wo aus man bei gutem Wetter (und das habe ich heute) einen tollen Ausblick in Richtung Wesseling und Köln hat. Ich muss hier unbedingt auch mal mit dem Fotoapparat hin!
Freitag, 29. Juli
Platt von der Woche lande ich sehr zeitig im Bett. Nicht ohne vorher noch den Einkauf für das Wochenende bereits erledigt zu haben. So muss ich Samstag schon mal eine Sache weniger erledigen.
Samstag, 30. Juli
Aufstehen, Laufschuhe an die Füße und los. Heute drehe ich, nachdem ich die letzten Male immer einfach drauf los gelaufen bin, wieder einfach einige Runden um die Poppelsdorfer Allee. Eine knappe Stunde bin ich unterwegs, bis ich keine Lust mehr habe und mit einem kleinen Umweg wieder nach Hause gehe. Ich bin recht zufrieden mit mir und meinem sportlichen Engagement.
Nachdem ich mich vor den restlichen Dingen auf meiner Liste ein wenig gedrückt habe, schaffe ich es dann mal die gesammelten ESTA-Anträge für meine Familie fertig auszufüllen, zu bezahlen und abzuschicken. Bei dem Projekt "Neue Berufsunfähigkeitsversicherung" komme ich wieder nur einen kleinen Schritt voran: Nachdem nun der Freischaltcode für das AOK-Portal in der Post war, stelle ich fest, dass ich noch ein zweites Freischaltverfahren durchmachen muss. Die von mir gewünschten Informationen sind in einem TAN-geschützten Bereich und so darf ich jetzt wieder auf einen per Briefpost eintreffenden weiteren Freischaltcode warten.
Sonntag, 31. Juli
Elternbesuch! Herr Erdogan ist daran Schuld, dass wir eine Weile hier rumsitzen und auf meine Eltern warten müssen. Dann spazieren wir ein wenig durch die Stadt, essen Kuchen und trinken Kaffee. Das Wetter ist sehr launisch und wechselt zwischen Regenschauer und Sonnenschein fröhlich hin und her. Obwohl Tatort-Sommerpause ist, sitzen wir mit der Gang zusammen und schauen stattdessen mit Tannöd einen deutschen Thriller, der mich leider nicht so richtig von den Socken haut.
Konzerte in Palladium und E-Werk finde ich immer ein bisschen anstrengend. Weniger wegen der Lokalität an sich, denn die sind schon top. Eher wegen der An- und Abreise. Die Heimfahrt mit dem Öffentlichen Nahverkehr hat mich am letzten Mittwoch irgendwie zwei Stunden gekostet. Halb elf aus dem Palladium, halb eins die Haustür rein.
Aber genug gemeckert. Eigentlich war ich nämlich gemeinsam mit Frau Schwester zum Konzert der US-amerikanischen Band Beirut. Auf die war ich durch meine Konzertbegleiterin aufmerksam geworden, hatte mich eingehört und die Kapelle für gut befunden. Nachdem wir die Vorband schon verpasst hatten, ging es kurz nach unserer Ankunft auch schon sehr pünktlich um einundzwanzig Uhr los.
Mit dem Klick werden Daten von YouTube nachgeladen.
Es folgten dann etwa achtzig Minuten gute Musik, die deutlich mehr Blasinstrumente enthielt als ich erwartet hätte. Ohne, dass ich das schlecht finden würde. Ich bin großer Fan davon, wenn Bands ihre Musik live noch einmal anders interpretieren als auf Platte. Das Konzert hätte dennoch können gerne ein wenig emotionaler sein können. Nichts desto trotz fühlte ich mich gut unterhalten und höre mir die Musik nun auch gerne noch ein bisschen öfter an. Beim nächsten Mal wird es dann noch mehr Spaß machen, wenn man sich auf Titel explizit freuen und (zumindest im Kopf) mitsingen kann.
Puh, was für eine Nacht. Irgendwann wurde ich wach und war der Kakophonie von gleich mehreren Disko-Veranstaltungen ausgesetzt. Die unterschiedlichen Musikrichtungen würden sicherlich ein ganz nettes Mashup ergeben, im Halbschlaf war ich so mittelmäßig begeistert und musste mir mit Ohropax helfen.
Nach einer warmen Dusche gibt es erst einmal Frühstück. Es ist schon sehr ungewohnt, vor allem aber komfortabel, wenn man einfach hingehen kann und sich um nichts kümmern muss. Danach überlegen wir, mit der Trolli-Bahn zu einem der nahegelegenen Seen zu fahren. Das haben sich aber auch ungefährt nochmal doppelt so viele Menschen gedacht, wie da eigentlich reinpassen. Und so bleiben wir einfach da und machen uns auf den unbevölkerten Platz vor den Bühnen auf ein paar Sitzen gemütlich. Wie es der Zufall so will, sitzt dort auch gleich wieder unser sehr gesprächiger Frühstücks-Nebenmann. Die Zeit vergeht wie im Flug, schon bald müssen wir den Kunz-Wagen auch wieder herrichten, damit zur Platzöffnung wieder alles läuft.
Stefanie Sargnagel
Den Anfang macht heute Stefanie Sargnagel. Die schreibt nach eigener Aussage bis zu zwanzig Posts pro Tag bei Facebook, das lesen viele Menschen und deshalb gibt es die inzwischen auch in Buchform. Sie schreibt witzige Dialoge, vulgäre Gedichte, ungefilterte Gedanken. Das ist zum großen Teil sehr unterhaltsam, mir aber auch manchmal ein bisschen zu vulgär. Aber ich bin ja auch ein alter Spießbürger.
Frankie Cosmos
Als nächstes stehen dann die Leute von Frankie Cosmos auf der Waldbühne. Die spielen ganz okaye Popmusik. Die ist auf keinen Fall schlecht, haut mich aber auch nicht so recht vom Hocker. Das mag aber auch dran liegen, dass mir warm ist, mir die Sonne ins Gesicht scheint und ich außerdem auch noch gerade ein bisschen müde bin.
Nagel & Manuel Möglich
Direkt danach sitzen dann da zwei Herren auf der Bühne. Der eine ist Nagel, der ehemalige Sänger der Band Muff Potter. Der schreibt jetzt aber auch Bücher und aus seinem aktuellsten "Drive-By Shots." liest er was vor. Außerdem hat er Notizen gemacht, was er in der Nacht von Freitag auf Samstag auf dem Immergut erlebte und trägt das vor. Sehr amüsant. Neben ihm sitzt Manuel Möglich, der mir nun wirklich gar nichts sagt. Macht aber nichts, er wirkt sympathisch. Jedenfalls scheint er was mit Fernsehen zu machen, denn er kann Kommentare und Mails vorlesen, in denen Menschen nicht so nett zu ihm sind. Auch das ist sehr amüsant, insgesamt ergänzen sich die beiden wirklich gut.
Der Nachmittag geht dann irgendwie vorbei, ich lasse ein paar Bands aus. Zu We Are City und Peter, Björn & John fällt mir nicht viel ein. Erstere kannte ich nicht, kann ich mir aber schon vorstellen öfter zu hören. Zweitere fand ich leider ein bisschen langweilig. Außer dem allseits bekannten "Young Folks" kannte ich von der Band nichts und das Konzert animierte mich jetzt auch nicht wirklich, mehr reinzuhören. Schade eigentlich.
Is Tropical
Ziemlich nach meinem Geschmack war dann schließlich Is Tropical. Die Briten, die in der Wikipedia als "Indietronic"-Band geführt werden, machen mir auf anhieb viel Spaß, wecken mich vielleicht auch wieder ein bisschen auf und bringen ein bisschen Bewegung vor die Zeltbühne. Sehr gut!
Mit dem Klick werden Daten von YouTube nachgeladen.
Liima
Erinnert sich noch jemand an Efterklang? Fräulein Anna auf jeden Fall. Und deshalb schauen wir uns auch diese Band an, denn im Prinzip ist Liima nun eine Erweiterung der ursprünglichen Kombo. Die Musik finde ich dann auch ziemlich ansprechend. Kann man hören!
Maxïmo Park
Mehr als ein Lied von Maxïmo Park kannte ich vorher auch irgendwie nicht. "Books from Boxes"! Aber: Man macht sehr solide Musik, weiß genau was man auf der Bühne zu tun hat und trifft dabei ziemlich genau mein Geschmack. Nicht umsonst machen die Herrn ja auch schon eine ganze Weile Musik zusammen. Maxïmo Park ist vielleicht bin bisschen sehr so, wie ich mir einen Headliner vorstelle. Obwohl ich schrecklich müde bin, gehe ich mit. So soll das sein.
Mit dem Klick werden Daten von YouTube nachgeladen.
Heute machen wir nach den Konzerten noch einige Abstecher zu den verschiedenen Diskos, Backstage lockt mich aber das Sofa sehr, so dass wir bald in unseren Schlafsäcken landen. Morgen will ja auch noch nach Hause gefahren werden. Das machen wir am kommenden Tag dann auch - nach einem kurzen Frühstück und nachdem wir Fräulein Annas Kunz wieder abgebaut und verpackt haben. Den Teil der Rückfahrt, den ich nicht selbst fahre, verschlafe ich komplett. Wie passend, dass ich mir direkt auch noch den Montag zum klarkommen frei genommen habe.
Heute ist der letzte ganze Tag unserer Urlaubsreise und den wollen wir natürlich noch einmal nutzen. Nach einem kleinen Frühstück geht es durch die Stadt, über die große Brücke. Meine allgegenwärtige Höhenangst habe ich einigermaßen unter Kontrolle. Vielleicht auch, weil ich weiß was sonst noch auf mich zu kommt.
Kurzbesuch in der Eismeerkathedrale
Bevor wir zu unserem eigentlichen Ausflugsziel kommen, besuchen wir noch die Eismeerkathedrale. Über das auffällige Gebäude, was eigentlich eine normale Kirche ist und gar keine Kathedrale, stolpert man mehr oder weniger, wenn man über die Brücke kommt. Ich mag das Gebäude mit der ungewöhnlichen Form und die Ruhe darin.
Mit der Seilbahn auf den Storsteinen
Anschließend müssen wir gar nicht weit laufen, bis wir an der Talstation der Fjellheisen-Seilbahn ankommen, die uns kurz darauf auf den Hausberg Tromsøs, den Storsteinen, bringt. Von dort aus hat man eine - in unserem Fall leider wolkenverhangene - Aussicht auf die gesamte Stadt. Eine ganze Weile laufen wir auf dem Berg herum, bis erste Regentropfen uns dazu bewegen mit der nächsten Bahn wieder ins Tal zu fahren.
Das es kurz darauf wieder bestes Wetter hat und sogar die Sonne ein wenig herauskommt, konnte natürlich keiner ahnen. Wir haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass diese Wetter-Nummer nicht ganz so nach unserem Geschmack verläuft.
Nach einem ausführlichen Abendessen heißt es dann auch "Koffer packen!", denn am nächsten Morgen geht es zeitig zum Flughafen und dann auch mit nur einem Zwischenstopp wieder nach Hause. Schön war es in Norwegen, wir kommen wieder!
Natürlich ist das alles nicht so einfach, wie wir uns das vorstellen. Da hatte ich doch wirklich einhundertprozentig in Erinnerung, dass direkt um die Ecke der Autovermietung eine Tankstelle war! Aber weit gefehlt. Eine gute halbe Stunde Umweg müssen wir in Kauf nehmen, um das Wägelchen sauber und vollgetankt wieder abgeben zu können. Mir fällt der Abschied schwer: Ich mag die ungezwungene Art und kann mich zumindest in Urlaubssituationen ganz gut darauf einlassen, einfach in den Tag hinein zu leben. Es ist davon auszugehen, dass wir nicht das letzte Mal in einem solchen Gefährt unterwegs waren.
Nach der ordnungsgemäßen Übergabe des Autos sitzen wir kurz darauf zuerst an einer nahen Bushaltestelle und noch ein klein wenig später in einem Bus nach Tromsø.
Tromsø
Über die lange gebogene Brücke fahren wir in das Städtchen ein. Nicht weit von unserem Hotel hält der Bus und schnell haben wir eingecheckt und unser Gepäck ins Zimmer verladen. Ich freue mich auch ein bisschen darauf, wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. Das Querbett im Auto war von der Länge her relativ knapp kalkuliert.
Schon bald machen wir uns wieder auf den Weg und erkunden die Stadt ein bisschen. An unserem ersten Tag hier war es ja schon recht spät und irgendwie alles zu. Nachdem wir ein bisschen herumgestreunert sind und ein kleines Mittagessen hatten, landen wir durch Zufall am Perspektivet Museum, was sich in einem alten verwinkelten Gebäude befindet. Dort ist fotografieren verboten. Über eine Stunde schauen wir uns die vielen vielen Fotos an.
MS Polstjerna
Anschließend landen wir wieder am Wasser. Relativ knapp vor Schluss besuchen wir noch das Robbenfängerschiff MS Polstjerna, was heutzutage in einem schicken Glaskasten direkt am Wasser liegt. Man kann das Innere wunderbar erkunden und bekommt mit einem sehr ausführlichen Audio-Guide alles wissenswerte rund um die Robbenjagd im hohen Norden erzählt. Ein weiteres Museum, was mir sehr gut gefällt.
Nachdem man uns mehr oder weniger aus der Ausstellung komplementiert hat, ist es auch schon Zeit für's Abendessen. Nach einem kleinen Spaziergang landen wir in einem kleinen Restaurant, wo es für uns beide ein leckeres Fischgericht gibt.
Heute ist unser letzter Reisetag im Wägelchen. Ein paar Kilometer haben wir noch vor uns, bis wir die letzte Nacht kurz vor Tromsø verbringen wollen. Da auf dem Weg keine großartigen Sehenswürdigkeiten liegen, lassen wir es ruhig angehen und machen ordentlich Pausen, genießen die Sonne und lassen es uns gut gehen. Es gibt sehr viele schöne Rastplätze am Rande der Straße, von denen man immer einen schönen Blick auf das allgegenwärtige Wasser hat.
Ramfjord
Der von uns auserkorene Campingplatz, der dann nur noch dreißig Minuten von der Autovermietung entfernt ist, stellt sich leider als ziemlich schäbig heraus. Er hat seine besten Zeiten, aus der wohl all die guten Bewertungen kommen, auf jeden Fall hinter sich. Scheinbar haben wir abseits der Lofoten dann nicht mehr so arg viel Glück, was das angeht. Dabei liegt der Platz an einem tollen Platz direkt am Wasser. Es ist nicht viel los, wir parken in der ersten Reihe und schauen einfach nach vorne raus.
Zum Abendbrot gibt es, bei dem guten Wetter nehmen wir alles mit, neben dem Wägelchen gebratene Würstchen und dazu einen leckeren Nudelsalat. Ich höre auch gleich wieder damit auf - aber meine Güte, wie viel einfacher alles ist, wenn man ein bisschen Sonne hat!
Nachdem wir das Wägelchen noch ein bisschen sauber gemacht haben, steht für heute eigentlich nichts mehr an. Bei Sonnenuntergang ziehe ich nochmal eine Weile mit dem Fotoapparat rum und nutze das warme und trockene Wetter für die ein oder andere Langzeitbelichtung. Davon hätte ich ja schon gerne mehr gemacht.
Heute lassen wir den Wecker das Aufstehen bestimmen: Um 13 Uhr wollen wir am Tierpark sein und bis dahin ist noch ein gutes Stück zu fahren. Nach einer flotten Dusche, in der vermutlich unschönsten Gelegenheit unserer Reise, gibt es ein flottes Frühstück und dann düsen wir schnell los. Unterwegs kommt bald auch die Sonne ein bisschen heraus, während wir an bekannten Stellen vorbei kommen. Hier sind wir an den ersten Tagen unserer Tour auch durch, da kann man fast ein bisschen Sentimental werden.
Polar Park - Arctic Wildlife Center
Der Polar Park in Bardu ist dann tatsächlich ziemlich großartig. Wir sind pünktlichst da und können sogar noch Mittagspause machen, bevor wir Eintritt zahlen und uns zum Treffpunkt für die Führung begeben. Es war großer Quatsch ein Jäckchen einzupacken. Nach kurzer Zeit wandert der dünne Pulli auch in den Rucksack und man wünscht sich eine kurze Hose her. Das Wetter ist grandios.
Aber zurück zum Zoo: Eine junge Frau ist sehr mutig und steigt als erstes Mal mit einem Eimer voller Fleischstücke in das Luchs-Gehege. Es gelingt ihr dann auch tatsächlich, erst eins und dann zwei der Tiere anzulocken. Die wirken sehr zutraulich, man warnt aber mehrmals davor, nicht zu nahe an den Zaun zu gehen.
Nach den Luchsen sind die Wölfe an der Reihe, dann ein Polarfuchs und schließlich die Bären. "Bjørn" heißen die hier, was mich zuerst ein wenig verwirrt. Aber der Wolf heißt ja auch Ulv. Was soll's. Jedenfalls verschieße ich eine Menge digitalen Films dabei, die umtriebigen Viecher fest zu halten.
Nachdem der kleine Rundgang vorbei ist, stromern wir so noch eine ganze Weile durch den Park. Die Rentiere verstecken sich leider vor uns, aber wir beobachten dafür eine ganze Weile eine Elchkuh mit ihren Jungen. Im Laufe des Nachmittags entstehen unfassbar viele Bilder der vielen Tiere.
Danach gibt es Eis und wir beschließen nicht mehr weiter zu fahren und einfach hier auf dem Parkplatz zu bleiben. Das darf man nämlich. Schnell steht das Auto am Rand neben einem weiteren Übernachtungsgast und wir sitzen in der prallen Sonne. Das tut gut. Nach einer ausführlichen Pause räume ich das Wägelchen ein wenig auf und mache ein paar Bilder von innen. Man wird ja doch immer wieder danach gefragt.
Der Abend besteht aus einem kurzen Spaziergang, viel lesen bei offener Seitentür mit Blick auf den sonnenbeschienenen Berg und ein bisschen spielen. Fräulein Anna hält sich wieder nur halb an die Spielregeln: Ich gewinne nur ein Mal.
Und schon sind wir mal anderthalb Stunden am Stück gefahren. Huch! Heute haben wir die Lofoten wieder verlassen. Die große Brücke direkt am Anfang der Inselgruppe ist ein wirklich markantes Wegzeichen. Ich bin ein bisschen traurig, gerne hätte ich mir noch ein wenig mehr Zeit auf den Inseln gelassen.
Die E10 zieht sich entlang des Wassers. Auf den Straßen ist bemerkenswert wenig los. Highlight der Fahrt ist vielleicht ein vorbeifahrendes Kreuzfahrtschiff. Wir machen heute den tausendsten Kilometer mit dem Wägelchen voll.
Bei Fauskevåg schauen wir uns einige kleine Inseln an. Ein paar Familien nutzen das Naherholungsgebiet auch Samstags und bei trübem Wetter. Wir drehen eine Runde über die die kleinen Inseln und üben uns darin, Steine auf dem Wasser springen zu lassen. Das habe ich schon wirklich lange nicht mehr gemacht. So wirklich viel Spaß macht das Rumhängen hier bei der aktuellen Wetterlage aber leider nicht und so brechen wir schon bald wieder auf.
Tjeldsundbrua Camping
Nächstes Ziel ist der Campingplatz Tjeldsundbrua Camping. Hier wollen wir heute nächtigen. Wir sind relativ zeitig da und hängen deshalb, nachdem wir die Ver- und Entsorgungsstationen für Wohnmobile benutzt haben, erst mal eine Weile im Free WIFI rum. Das tut sogar einigermaßen seinen Dienst, der Platz ist leider weit davon entfernt irgendwie "schön" zu sein. Er wird scheinbar hauptsächlich von Arbeitern benutzt, die hier in Containern wohnen.
Als das Internet langweilig wird, ziehen wir uns warm an und laufen eine ganze Weile über den Muschelkies-Strand und die Steine am Meer. Von einer Stelle aus hat man eine tolle Aussicht auf die große Brücke, die hier Ihren Bogen über den Fjord spannt. Von unten sieht sie genau so imposant aus, wie sie sich fährt. Wir beobachten eine ganze Weile die Autos, Busse und LKW, die die Brücke passieren.
Nach dem Abendessen, bei dessen Zubereitung im Kochhaus wir deutschsprachige Gesellschaft haben, ist Spielzeit. Das haben wir in diesem Urlaub schon das ein oder andere Mal gemacht, schade eigentlich, dass das zu Hause irgendwie nie passiert. Aber natürlich werden wir unterbrochen: Ein tiefes Tuten schreckt uns nach einer Weile beim Spielen auf: Ein Schiff der Hurtigruten fährt durch und kündigt sich dabei lautstark an. Wir machen eine kurze Foto-Pause. Dann geht es weiter am Spieltisch. Fräulein Anna hält sich zumindest teilweise an die Spielregeln und ich gewinne die zweite Runde.
Hoven heißt der Gipfel, auf den wir heute Morgen steigen wollen. Er ragt direkt über unserem Übernachtungsplatz auf und im Reiseführer steht, dass man Oma und das Kind mit auf den leichten Aufstieg nehmen soll.
Wir fahren vom Campingplatz ein paar Meter bis zum Parkplatz des Golfplatzes nebenan, wo die Tour losgeht. Hier sind noch einige andere Menschen gerade dabei sich startklar zu machen und so lassen wir uns Zeit und ihnen den Vortritt.
Die Besteigung des Hoven
Erst geht es am Rande des Golfplatzes entlang, dann kommt ein etwas morastiger Teil. Wir befinden uns ja immer noch in einer Moorlandschaft. Dann geht es auch irgendwann ein bisschen bergan. Der Weg ist die ganze Zeit gut zu erkennen und eigentlich auch gut zu gehen. Oma und Kind sollten aber auf jeden Fall fit sein, wenn sie hier hoch wollen.
Kurz vor dem Gipfel sind wir dann zuerst mit den Wolken auf einer Höhe und dann mitten drin. Als wir oben ankommen, berichtet eine Frau ihrer Wanderpartnerin, die mit uns ankam, was man in den letzten vier Minuten noch sehen konnte. Ganz toll! Nach ein paar Stücken Schokolade und einigen Bildern im Nebel klärt es dann aber hin und wieder nochmals ein wenig auf, so dass man doch ein kleines bisschen was von der Landschaft rundherum erkennen kann. Wir halten uns nicht all zu lange oben auf, auch weil nach uns eine größere und sehr gut gelaunte Wandergruppe samt Omi auftaucht. Es wird voll.
Der Abstieg geht dann recht flott von statten. Auf halber Höhe wird es dann langsam ein bisschen klarer, die Aussicht besser und ich kann doch noch ein paar Bilder machen. Am Parkplatz treffen wir auf ein paar Leutchen, die einige Tage zuvor in Moskenes neben uns in der kleinen engen Campingplatzküche rumsaßen. Wir werden aber nicht erkannt.
Ein Hohlspiegel in der Landschaft
Nachdem wir die Insel Gimsøy verlassen haben, liegt unser nächstes Ziel ganz unscheinbar kurz nach einer Kurve an der E10. So unscheinbar, dass wir auf dem Hinweg einfach vorbei gedonnert sind und jetzt auch erst mal ein paar hundert Meter später drehen müssen.
Hier steht jedenfalls ein großer Hohlspiegel in der Landschaft. Wenn man sich davor stellt, wird man zu einem untersetzten Mann (oder einer untersetzten Frau) von ein wenig weiter weg spiegeln sich der Fjord und die dahinter liegenden Berge total schön. Wir haben viel Spaß mit den Spiegelungen und essen hier auch direkt zu Mittag.
Lofotakvariet-Aquarium in Kabelvåg
Unser nächstes Ziel ist das Lofotakvariet-Aquarium in Kabelvåg. Hier wollen wir noch ein wenig was über die Flora und Fauna der Lofoten lernen. Das Highlight sind direkt am Eingang die beiden Becken: In den einen leben zwei Otter, wir kommen direkt richtig zur Fütterung. Daneben leben einige aufgeweckte Seelöwen, die Fräulein Anna ziemlich gut finden, nachdem sie ihnen ein Stück Fisch zugeworfen hat.
Drinnen gibt es dann in verschiedenen Aquarien allerlei Meeresgetier zu sehen. Davon bin ich ja bekanntlich wirklich gar kein Fan. Besonders unschön finde ich ja Seewölfe in gestreifter und gefleckter Variante. Mit Nemo hat das nicht viel zu tun. Wir schauen uns noch ein wenig um und nutzen das Free WIFI, während ein rund zwanzigminütiger Film über die Lofoten läuft.
Als wir wieder aus dem Aquarium kommen, scheint die Sonne ein bisschen und motiviert dazu, noch ein bisschen zu fahren. Nach einem kurzen Einkaufsstopp in Svolvær düsen wir noch eine ganze Weile die fast leere E10 hoch.
Eine Übernachtung neben dem Tunnel
Schließlich fahren wir den Parkplatz kurz hinter einem Tunnel kurz vor Strønstad an, um dort zu nächtigen. Als ich den alten Fahrweg, der um den Berg herumführt, hochblicke, sehe ich dort schon ein paar Wohnmobile stehen. Wir gesellen uns dazu. Der Platz ist ganz großartig, es ist ein richtig schöner Abend, Fräulein Anna kocht uns etwas leckeres und wir sitzen gemütlich im Wägelchen zusammen.
Als die Sonne zu später Stunde noch einmal ihren Auftritt hat, muss ich dann aber doch nochmal los. Das gegenüberliegende Ufer wird ganz wunderbar angestrahlt. Genau genommen muss ich sogar zwei Mal los.
Denn eine halbe Stunde nach meinem ersten Ausflug mit der Kamera hat sich das Licht nocheinmal komplett verändert. Ich freue mich über das tolle Licht und bedauere gleichzeitig ein bisschen, das nicht öfter erlebt zu haben.