Nusfjord, Haukland- und Uttakleiv-Strand

Heute lerne ich: In drei Minuten kann man nicht in Ruhe und ordentlich duschen. Gut, das ich vorgesorgt hatte und deshalb zwei Durchgänge warmes Wasser zu meiner Verfügung hatte. Als ich später beim Zähne putzen bin, höre ich neben mir ein "What the fuck?", gefolgt von mehreren "God dammit!", bis ein erklärendes "Where's the fucking warm water?" aus der anderen Dusche kommt. Da hatte wohl jemand weniger Voraussicht.

Nusfjord

Unser erster Halt heute ist das Örtchen Nusfjord. Das kleine Fischerdorf ist eine einzige Touristenattraktion, kein Wunder, dass man hier Eintritt bezahlen muss.

Die Häuser von Nusfjord.
Nusfjord-Hafen.
Der Hafen von Nusfjord.

Einhundert Kronen später stehen wir dann in dem kleinen Hafen uns schauen uns um. Es gibt ein Haus, in dem man einiges zum Fischfang in der Region lernen kann. Typische Werkzeuge und alte Funkgeräte sind ausgestellt. Es wird ein mit Musik hinterlegter Film gezeigt, der Bilder aus längst vergangenen Tagen mit aktuellen gegenüberstellt. Für uns ist nicht Neues dabei. Da es bald auch schon wieder ordentlich losregnet, sitzen wir bald im örtlichen Kaffee und essen Kuchen.

Mit Hilfe eines Pappaufstellers, Modell “Fischer” gelingt Fräulein Anna sicherlich das bisher beste Bild von mir.

Weiter geht es! Nachdem ich uns aus dem Recht engen Parkplatz gezirkelt habe, fahren wir munter die E10 hinauf. Dieses Mal halten wir an einem Aussichtspunkt, an dem wir auf der Herfahrt irgendwie vorbei gebrettert waren. Man hat eine schöne Aussicht in das hinter uns liegende Tal.

Ein See und Berge.

Haukland-Strand und Uttakleiv-Strand

Unser nächstes Etappenziel ist der erste von zwei Stränden. Wir laufen ein wenig durch den Sand am Haukland-Strand, dann bereitet Fräulein Anna das Mittagessen vor, während ich noch einmal mit dem Fotoapparat losziehe. Am Hang entlang zieht sich ein Weg, der auch um die Landspitze zum nächsten Strand führen würde. Ich laufe ihm einige Zeit entlang und schieße dann einige Fotos von der Bucht von oben. Hier fällt auf, dass mit dem Stativ etwas nicht in Ordnung ist. An einem der Beine ist die Rückhaltung, die das Teleskop-Bein in sich hält, scheinbar gebrochen. Zum Glück lässt es sich aber noch weiter benutzen. Auf dem Rückweg gelingen mir noch einige schöne Portraits der hier lebenden Schafe.

Nach einer ausführlichen Mittagspause fahren wir durch den Tunnel in die nächste Bucht. Der Strand in Uttakleiv ist tatsächlich noch viel schöner als drüben und wird noch besser, als dann auch noch dazu die Sonne herauskommt. Da steht man da: Dicke Winterjacke, Wollmütze, Handschuhe, lange Unterhose und auf einmal ist es schlagartig zehn Grad wärmer. Bemerkenswert, wie die Stimmung in der Reisegruppe gleich steigt.

Hov, auf der Insel Gimsøy

Mit der Sonnenbrille auf der Nase und “Rah Rah” im Radio geht es nun weiter, dem Tagesziel entgegen. Nach einigem Gegurke über schmale Straßen landen wir schließlich auf einem Stellplatz auf der Insel Gimsoya, am Fuß eines frei stehenden Berges. Nachdem wir eine Gebühr beim nahen Golfplatz entrichtet haben, stehen wir bald mit dem Panoramafenster auf den Strand gerichtet da und lassen uns das Abendessen schmecken. Danach turnen wir noch eine Runde über eine kleine Landzunge, ich schrecke ein paar Vögel auf. Die Sonne fabriziert hinter den Wolken ein tolles Farbenspiel.

Bunes Strand, Reine und Camping Flakstad

Am Morgen ist es fast schon ein bisschen schön draußen. Da wir heute eine Fähre erreichen wollen, stehen wir ein bisschen früher auf. Auf einen der Strände, "Bunes", an der Atlantik-Küste wollen wir. Dank einiger Trödelei kommen wir dann aber doch eher knapp weg.

Mit dem Schiff zum Bunes-Strand

Kurz darauf parken wir auch schon wieder in Reine auf der Parkplatz einer Galerie und laufen die letzten Schritte bis zu Fähranleger. Vindstad hin und zurück 240 Kronen, unten im Schiff ist schon einiges los. Wir machen es uns auf dem vorderen Deck zwischen einer witzigen Familie und dem Posh Spice unter den Hunden einigermaßen gemütlich und schon geht es los. Die Sonne zeichnet durch die Wolkenlücken die Landschaft in schönen Farben und ich komme aus dem Fotografieren gar nicht raus. Nach knapp zwanzig Minuten legt das Schiff auch schon wieder an und wir stehen mit vielen anderen Leuten auf dem Anleger des kleinen Ortes Vinstad. Uns entgegen kommen einige Leute die in der Bucht genächtigt haben, die heute unser Ziel ist. Diese Ecke ist nur mit dem Boot zu erreichen.

Auf einem Schotterweg laufen wir durch den Ort. Einmal ist er durch einen arbeitenden Bagger blockiert. Hier wird ein Haus gebaut! Einmal halb um die Bucht geht es weiter bis ein ausgeblichenes Schild uns links den Hang hinauf lotst. Am Friedhof vorbei machen wir die leichte Steigung schnell weg und stehen dann oben auf dem Bergkamm. Hier hat es zuerst eine tolle Aussicht zurück, dann nach vorne hinunter auch auf dem ewig tiefen Strand und den offenen Atlantik davor. Links und rechts geht es beeindruckend weit nach oben, die Bergspitzen verschwinden im Nebel.

Den Hang sind wir dann schnell hinab geklettert und schön spazieren wir über den Sand bis zum Meer hin. Die Bucht und der Strand liegen leider ziemlich grau da unter den dunklen Wolken, nur die eine Landspitze rechts vorne bekommt ein bisschen Sonne mit. Bei Gelegenheit muss ich herausfinden, was die rostigen, gut fußballgroßen Metallkugeln sein sollen, die an überall halb vergraben im Sand liegen. Am Wasser entlang laufen wir links rüber, bis wir am Rand der Bucht stehen. Kaum zu glauben, aber auch hier steht auf einer Anhöhe ein, tatsächlich auch bewohnt aussehendes, Häuschen.

Als wir uns auf den Rückweg machen, setzt leichter Regen ein. Das wäre ja auch zu schön gewesen! An der ehemaligen Schule machen wir eine kleine Pause, es ist noch ein bisschen Zeit bis das Schiff wieder kommt. Wir mampfen Knäckebrot und planen ein wenig die nächsten Tage. Da das Wetter nicht besser zu werden verspricht, wollen wir Reine heute Abend noch verlassen. Erst einmal gehen wir aber die paar Schritte bis zum Anleger weiter und reihen uns ein. Die meisten Gesichter hat man heute im Laufe des Tages schon einmal gesehen. Als das Boot dann kommt, nehmen wir dieses Mal unten Platz, es regnet immer noch.

Reine

Reine empfängt uns dunkel, neblig und regnerisch. Wir laufen noch eine Runde herum und kehren dann in einem kleinen Café auf ein Stück Kuchen und einen Espresso ein. Als wir wieder herauskommen regnet es noch mehr und so geht es den direkten Weg zum Auto. Es soll jetzt noch ein Stückchen weiter gehen. Vor ein paar Tagen hatten wir schon mal einen kurzen Stopp am Strand von Flakstad.

Camping in Flakstad

Hier ist es gleich auch ein bisschen heller aber immer noch grau. Heute ist nicht so besonders viel los und der Mann am Empfang sehr nett. Die erste Dreiviertelstunde nach unserer Ankunft verbringe ich damit, Tagebuch zu führen, Musik zu hören und über die Dünen auf das nahe Wasser zu schauen. Die Stimmung nach diesem Tag ist schon wieder wesentlich besser. Beim Abendessen in der kleinen Aufenthaltshütte treffen wir auf ein Paar, dass dem Dialekt nach aus Ostdeutschland kommt. Wir tauschen uns ein wenig aus, man war auch schon am Nordkap. Nach dem Essen turne ich noch eine Weile über die Steine am Strand. Aber so recht will das mit den Fotos heute nicht werden und so sitze ich schon bald wieder am großen Fenster des Wägelchens und lese.

Zwei Autos auf einer Wiese.

Å und das Stockfischmuseum bei ekligstem Wetter

Was für ein Morgen: Der Wecker klingelt nicht, die Dusche ist irgendwie doof und nach dem Frühstück fängt es direkt an zu regnen. Damit fällt unsere Tour auf den Volandstinden schon mal flach. Das ärgert uns sehr, hatte der Junge vorgestern Abend uns doch ein ziemlich schönes Bild von oben gezeigt und uns die Tour schwer ans Herz gelegt. Wir entschließen uns, heute einfach weiter zu fahren und die Lofoten dann noch einmal von unten aufzurollen. Für die zweite Wochenhälfte verspricht die norwegische Wetterseite im Internet ein bisschen besseres Wetter. So drehen wir die Vordersitze in Fahrposition und Düsen los in Richtung Å.

Regentropfen auf einer Scheibe.

Die E10 wird, je weiter man in den Süden kommt, immer öfter so, wie wir bisher nur Nebenstraßen kennengelernt haben. Sie wird immer schmaler und die Anzahl der Schlaglöcher steigt. Die zahlreichen Tunnels sind gut in Schuss. Wenn wir auf das Meer blicken, kann man gar nicht so richtig unterscheiden, wo das Meer aufhört und der Himmel anfängt. Es ist alles eine graue Masse.

Å

Ich bin sehr froh, als wir schließlich Å erreichen. Die Fahrt im Regen war anstrengend und hat nicht so besonders viel Spaß gemacht. Es gibt erst mal ein Käse-Knäckebrot-Mittagessen auf dem Parkplatz am Ortseingang. Wir machen die Standheizung ein wenig an. Wegen solcher Tage wie heute bin ich froh, das Wägelchen zu haben.

Das Stockfischmuseum

Hier sind wir nun also, in der südlichsten Ortschaft der Lofoten, etwa 580 Kilometer von unserem Startpunkt entfernt. Draußen ist es grau und leichter Nieselregen erschwert die Sicht aus der Scheibe. Wo wir gerade dort sind, machen wir uns direkt ins Stockfischmuseum. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt. Ein netter Herr nimmt uns in Empfang und lässt uns noch zu einer Gruppe stoßen, die gerade einen ziemlich alten Film über den Fischfang und die Trocknung der Fische schaut.

Stockfisch in einer Kiste.

Anschließend gehen wir die verschiedenen Stationen der Museums ab, an den wir die verschwenden Gerätschaften, die während der Bearbeitung gebraucht werden, erklärt bekommen. Außerdem lernen wir einiges über den Unterschied von Salz- und Stockfisch, sowie den Export des Fisches nach Italien und Nigeria. Die ganzen trockenen Fische oder ihre Teilstücke finde ich ziemlich gruselig. In einigen der ausgestellten Mäuler kann ich locker meinen Arm hineinstecken!

Rote Häuser am Wasser.
Häuser auf Stelzen.

Frisch gestärkt mit einer Tasse Tee und guter Laune machen wir den Ort Å unsicher. In der Bäckerei kaufen wir zwei der allseits empfohlenen Zimtschnecken, die sich später als sehr lecker herausstellen. Dann wagen wir uns auch auf den Damm, der den Hafen umgibt. Einige kleine Schiffe sind auch bei diesem Mistwetter unterwegs, man winkt zurück. Die roten Hüttchen, Rombur genannt, die überall auf ihren Stelzen im Wasser stehen, sehen sehr schick aus. Nach einer Weile finden wir auch das Häuschen, in dem Fräulein Anna bei ihrem letzten Besuch hier wohnte.

Moskenes

Nachdem sich herausgestellt hat, dass gleich zwei der Campingplätze auf der Karte eigentlich nur Entsorgungsstationen sind, landen wir gezwungener Maßen auf dem Moskenes Camping. Das Wetter ist wieder ein gutes Stück ungemütlicher geworden, es stürmt und regnet und ist kalt. Nachdem wir das Auto in der uns zugewiesenen Parkbucht abgestellt haben, packen wir unseren Kochkram und wollen uns in der Küche ein wenig aufwärmen.

Die stellt sich allerdings als sehr klein und voll heraus, das Kochen und Essen ist irgendwie unentspannt. Ich bin fast froh, als wir wieder in unser kaltes Wägelchen zurückkehren. Ich beneide die Menschen, die wir gerade kennenlernten überhaupt nicht. Sie müssen jetzt wieder in ihre Zelte. Ich bin noch ein bisschen froher mit dem Wägelchen. Während dort die Standheizung ihr bestes tut und das Wetter am unserem Auto rüttelt, beobachte ich aus dem Fenster eine Karawane von Wohnmobilen, die am Eingang anstehen. Es wird also wohl voll. Die Nähe zu den örtlichen Fischbetrieben bemerken wir auch, es riecht auf dem ganzen Platz nach Fisch.

Man merkt es vielleicht: Das Wetter schlägt mir ein wenig auf's Gemüt.

Eine Küstenwanderung und Mitternachtssonne in Ramberg

Unstad

Ich bin mal gespannt wann die coolen Jungs hier auf dem Campingplatz die Fistbump der Erkenntnis trifft, dass sie in ihr hippes Waschhaus, Modell "one entrance for people with wetsuits, one entrance for the others", besser mal mehr als ein Waschbecken und ein Klo im selben Kämmerchen eingebaut hätten. Was nutzt mir der viele Platz zum Duschen, wenn beim Zähneputzen alle in die zwei Quadratmeter große Klokabine drängen? Obwohl der Platz echt leer ist und heute Morgen nicht viel los war, gab es einiges hin und her. Wir haben das französische Mädel neben uns schon seit gestern Abend im Verdacht, eine YouTuberin zu sein. Sie springt ständig mit Kamera und Stativ herum, ein MacBook hat sie auch dauernd am Wickel. Ihr armer Freund muss ständig für sie Filmen und Fotos machen. Eine kurze Internet-Recherche macht uns allerdings nicht schlauer.

Ein Schaf schubbert sich.

Als es gegen Mittag aufklart, machen wir uns ausgefertig und wandern Richtung Eggum. Mal schauen wie weit wir kommen. An dieser Stelle wechsele ich das erste Mal die Speicherkarte in der Kamera. Gut 600 Bilder sind gemacht!

Eine kleine Küstenwanderung

Der Schotterweg beginnt bei einem Parkplatz am Strand und führt langsam den Berg hinauf. Links und rechts Weiden Schafe. Nach einer Weile wird der Weg dann schmaler und führt als Trampelpfad im Hang an der Küste entlang. Hin und wieder hat man Ketten zwischen Pfosten gespannt, an denen wir uns entlang hangeln. Höhenangst-Martin ist das ein oder andere Mal nicht so wohl dabei. Es braucht schon ein wenig Geschick, zum einen den Weg zu treffen, dabei aber nicht in Schafskacke zu steigen.

Nach einiger Zeit kommen wir an einem kleinen Leuchturm an. Der wird von einigen Schafen belagert, mit denen wir eine ausführliche Fotosession veranstalten. Vor allem die kleinen Schafe lassen sich gerne von uns ablichten. Wir wandern noch ein Stück weiter, es geht hinunter bis auf fast Meeresniveau. Als wir dort eine kleine Pause machen, fängt es an zu tröpfeln und wir beschließen den Heimweg anzutreten. Es ist auch schon Nachmittag und wir wollen noch tanken, einkaufen und ein gutes Stück fahren.

Blaues Fenster an rotem Haus.
Lofoten-Berge und Meer.

Kaum am Campingplatz zurück, düsen wir nach einer kurzen Pause auch los. Nach dem Ortsausgangstunnel halten wir noch einmal kurz an um das Nachbartal zu fotografieren, fahren dann aber endlich auch ein gutes Stück bis zur nächsten Stadt, die auf den Namen Leknes hört. Dort decken wir uns mit neuen Vorräten ein und schauen, wo wir heute so landen könnten. War es eben im Landesinneren ein wenig grau und bedeckt, kommt als wir an die Küste zurückkommen doch direkt wieder die Sonne heraus. Mit vielen anderen Menschen stehen wir auf einem Parkplatz und bewundern den schönen Strand vor uns. Da man hier wegen der nahen Campingplätze nicht übernachten darf, fahren wir noch ein Stück weiter.

Ein Wohnmobil vor dunklen Wolken.
Steine und Meer.

Mitternachtssonne in Ramberg

Man merkt, dass wir heute spät an sind. Es ist schon nach 18 Uhr und viele Plätze am Wegesrand sind schon belegt. So checken wir am Ende einfach auf dem Campingplatz in Ramberg ein. Auf einer Wiese kommen wir neben einer netten polnischen Familie zum Stehen. Unser Abendessen bereiten wir in der Gemeinschaftsküche zu, wo wir auf die üblichen deutschen Rentner stoßen und unsere Stellplatz-Nachbarn auch gerade kochen. Das Häuschen mit der Küche, dem holzgetäfelten Aufenthaltsraum und den sanitären Anlagen wurde garantiert aus den Achtzigern importiert.

Rote Häuser am Strand, Berge im Hintergrund.
Ein Strand in der Abenddämmerung.

Nach dem Abendessen gibt es noch einen kleinen Verdauungsspaziergang am Strand. Obwohl es heute nicht deutlich wärmer ist als gestern, ist es doch viel angenehmer draussen. Fräulein Anna beobachtet eine Möwe die sich eine kleine Krabbe aus dem Meer fängt. Normalerweise endet unser Tag nun immer recht gemütlich im Auto, aber heute müssen wir nochmal raus: Mitternachtssonne!
Statt ins Waschhaus zu gehen und mir die Zähne zu putzen, schnappe ich mir nochmals Stativ und Kamera und ziehe an den Strand. Dort steht die Sonne auch um Mitternacht noch eine Handbreit über dem Horizont. Das wirft bei annähernd wolkenlosem Himmel ein tolles Licht auf die Bucht. Ich bin natürlich nicht der Einzige, der sich dieses Spektakel nicht entgehen lässt. Dass es lange hell ist oder nicht richtig dunkel wird, kennen wir ja schon von unserer Tour durch Island. So wie heute haben wir das aber noch nicht erlebt.

Wikingermuseum Borg und Unstad


Der Morgen ist stürmisch, aber weitestgehend trocken. Wir trödeln ordentlich mit dem Aufstehen, dem Frühstück, dem Losfahren. Ich verstehe nicht, warum mir das Wetter so auf die Motivation schlägt. Ein kurzer Stopp an einem Aussichtspunkt kurz vor dem Örtchen Borg gibt uns einen schönen Blick über die Landschaft.

Ein Wohnmobil vor der Landschaft.
Blick auf die Wolkenbehangenen Lofoten.

Wikingermuseum Borg

Heute wollen wir uns vor allem das Wikingermuseum anschauen. Es stürmt immer noch ganz schön als wir dort ankommen und ganz am Ende des Parkplatzes noch eine Parklücke findne. Ich packe mich ordentlich ein. Und dann direkt wieder aus, denn der erste Teil des Museumsbesuchs findet im Haus statt. Mit Hilfe eine Audioguides lernen wir einiges über die Anlage, die Funde, aber auch die Wikinger selbst. Dummerweise geraten wir in einen Bus voller Rentner, das macht den Rundgang ein wenig anstrengend. Ein Teil der Ausstellung ist eine Filmvorführung, in der die Geschichte einer Frau erzählt wird, die hier wohnte. Dieser Teil der Veranstaltung ist schon mal sehr unterhaltsam.

Ein Schwein in seinem Gehege.

Weiter geht es draußen: Dort stapfen wir durch den Nachbau des hiesigen Gebäudes und profitieren diesmal von der Reisegruppe: Sie bekommt eine Führung auf deutsch der wir gern zuhören. Das Gebäude ist schön aufgemacht. Menschen in Wikingerkleidung erklären einem Dinge und man kann alles anfassen und Helme aufziehen.

Dann steht uns ein kleiner Fußmarsch bevor: Gut einen Kilometer ist es bis zum Wikingerschiff, dass man an einem nahegelegenen See besichtigen kann. Der kurze Spaziergang macht Spaß. Kurz vor dem Ziel werden wir am Wegesrand abgelenkt und üben uns im Bogenschießen und Axtwerfen. Ich kann beides ziemlich gut. Das Schiff ist dann ein kleines bisschen unspektakulär, wie es da am See liegt. Normalerweise kann man wohl auch mit Gruppen losrudern, das Wetter lässt das aber heute nicht zu. Schade!

Nachdem wir noch ein wenig im Free WIFI rumgehangen haben, geht es weiter zu unserem Tagesziel. Eigentlich wollten wir zu einem Stellplatz nach Eggum, entscheiden uns aber um und steuern statt dessen einen Campingplatz in Unstad an. Der überzeugt auf dem Flyer durch seinen Hipster-Style und unsere für morgen geplante Wanderung lässt sich von dort aus auch angehen.

Nach einigen Kilometern auf einer schmalen Straße kommen wir durch einen Tunnel und dann sehen wir vor uns plötzlich das Tal und die Bucht im Sonnenschein. Top!

Unstad

Lofoten-Strand-Panorama.

Der Campingplatz ist an eine Surfschule angeschlossen und alles recht neu. Der hippe Surfer-Boy weißt uns ein, wir parken und spazieren erst einmal zum Strand. Dort beobachten wir einige Surfer, die in ihren Taucheranzügen sichtlich Spaß mit den Wellen haben. Der Ort an sich ist, das sehen wir auf dem Rückweg, sehr klein aber malerisch.

Zurück auf dem Platz machen wir uns als Abendessen. Im geräumigen Koch- und Aufenthaltsraum treffen wir auf Vater und Sohn aus Deutschland, die mit Auto und Zelt unterwegs sind. Sie waren schon ganz im Süden und geben uns einige Tipps. Ich freue mich, mal ein bisschen zu quatschen.

Ein Pferd.

Ørsvågvær, Vågan Kirke und Henningsvær

Ørsvågvær i Lofoten

Der neue Tag begrüßt uns mit grauen Wolken. Es ist frisch. Obwohl ich noch recht lange gelesen habe, zwinge ich mich zum zeitigen Aufstehen. Während Fräulein Anna duschen geht, stelle ich Teewasser auf und die Standheizung an. Meine Dusche anschließend ist leider nicht so prima wie die am gestrigen Abend, das Wasser will nicht richtig warm werden. Beim Frühstück werde ich vielleicht ein bisschen seekrank, weil ich aus dem Augenwinkel die ganze Zeit das Wasser neben uns in Bewegung sehe. Ein komisches Gefühl. Bevor wir losfahren springe ich noch einmal aus dem Auto, schnappe mir das Stativ und mache eines der Bilder von gestern noch einmal. Mit ein bisschen Glück habe ich heute eine schönere Farbe im Wasser.

Eine Insel mit Gebäuden.

Vågan Kirke in Kabelvåg

Eine Kirche aus Holz vor grauem Himmel.

Zunächst fahren wir dann nochmal ein paar Kilometer zurück. Wir wollen noch einen Blick auf die “Lofoten-Kathedrale” werfen. Diese große Kirche ist aus Holz gebaut. Wir drehen eine Runde um das Gebäude, den Eintritt ist es uns nicht wert.

Henningsvær

Statt dessen fahren wir ein Stückchen weiter auf eine kleine vorgelagerte Insel. Dort liegt das Örtchen Henningsvær. Nachdem wir von der E10 abgebogen sind, geht es wieder über eine schmale Küstenstraße. Zum Glück haben wir den Reisebus hinter uns, es kommt keiner entgegen. Mir sind die Straßen immer ein bisschen zu eng hier. Nachdem wir über zwei dieser abgefahrenen Bogenbrücken gefahren sind, halten wir uns an den Tipp des Reiseführers und parken direkt am Ortsrand auf dem großen Platz. Dort stehen ziemlich viele Wohnmobile und Busse. Tourismus!

Ein rotes Holzhaus.

Draußen ist es immer noch grau und es stürmt ordentlich. Wir packen und dick ein bevor wir aus dem Wägelchen steigen. Dann geht es zu einer ausführlichen Erkundung des Örtchens. Das machen neben uns eine Menge anderer Leute. Wir drehen eine halbe Runde über die Insel, denn die ist U-Förmig. Dabei schauen wir in ein paar Läden hinein. Ein Fotograf verkauft ziemlich schicke Bilder der Gegend.

Schließlich landen wir noch ein einer Kunstaustellung in der KaviarFactory. Exponate von Frauen aus verschiedenen Ländern werden hier gezeigt. Das ist zum Teil sehr schöner Kram, zum Teil aber auch ein bisschen verstörend. Das Gebäude gefällt mir auf jeden Fall ziemlich gut. Aus einem Fenster kann man direkt auf die stürmische See direkt unter einem schauen.

KaviarFactory.

Als der Magen anfängt zu knurren, kehren wir in einem kleinen Café bei der örtlichen Kletterschule ein. Es gibt eine ziemlich leckere Fischsuppe. Die wärmt schön von innen, wir sitzen eine ganze Weile dort. Dann geht es zurück zum Auto, wir wollen uns langsam auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen.

Eine Straße.

Während wir langsam weiter südwärts tuckern, wird der Wind immer stärker und böiger. Manchmal schlägt es richtig gegen das Wägelchen. Das macht es nicht besser, wenn wir eine der hohen Bogenbrücken, die für die Gegend typisch sind, überqueren. Vor einer halten wir an und machen ein paar Fotos. Dabei kommen wir kurz mit einem Radfahrer ins Gespräch, der uns von seiner Fahr im Gegenwind erzählt. Währenddessen fängt es an zu regnen.

Eine Sehenswürdigkeit wollen wir noch mitnehmen, bevor es ins Nachtlager geht. Deshalb fahren wir an einem Vogelbeobachtungspunkt an und besteigen den kleinen Turm. Der stellt sich allerdings als ziemlich langweilig heraus, wir sitzen ganz schnell wieder im Auto.

Auf der Seitenstraße der E10 die nach Vestersand führt, finden wir direkt am Ufer eines Sees einen Platz zum Bleiben. Inzwischen regnet es in Strömen. Wir machen die Standheizung an, kochen Abendessen, spielen und lesen. Fräulein Anna gewinnt und ich mime den schlechten Verlierer.

Svolvær, Tjeldbergtinden und Ørsvågvær

Nach einer eher mäßigen Nacht soll es heute nach Svolvær gehen. In der Hauptstadt der Lofoten wollen wir nochmal ordentlich einkaufen und uns vielleicht auch die Stadt ein wenig ansehen. Ich bin jedenfalls ziemlich gerädert. Aber noch davor halten wir unterwegs an einem Aussichtspunkt an, der ziemlich beliebt zu sein scheint. Auf dem Parkplatz ist eine Menge los, Opi drängelt sich mit seinem Kleinwagen vor mir in die letzte Parklücke. Ich überlege ihn einfach in den Fjord zu rammen. Das gute Wetter, der frische Wind und die gute Aussicht lassen mich aber dann schnell wieder entspannen.

Aussichtspunkt Lofoten

Schließlich landen wir dann in Svolvær. Der Einkauf gerät uns dann irgendwie sehr stressig. Auf einmal stehen wir in einem Einkaufszentrum und vielleicht ist das alles auf einmal ein bisschen viel. Dennoch schaffen wir es den Einkaufswagen ordentlich voll zu machen. Über das Wochenende werden wir jedenfalls nicht verhungern.
Unsere Mittagspause verbringen wir nach einem kleinen und unmotivierten Rundgang am Fährhafen, wo wir den Autos zuschauen, die sich schön brav in Reih und Glied für die nächste Fähre anstellen.

Und dann stand da ja auch noch eine Wanderung heute auf dem Programm. Der Tjeldbergtinden ist unser Ziel. Kurz nach der Stadtgrenze fahren wir schon wieder von der Straße und stellen das Auto ab. Fluchs haben wir die Wanderhosen an und die festen Schuhe an den Füßen. Los geht's! Fünf Minuten später kommen wir wieder an unserem Wägelchen vorbei. Voller Elan sind wir den falschen Weg losgelaufen und (glücklicherweise) nach wenigen Minuten in einer Sackgasse gelandet.

Nun der richtige Weg: Die ersten 20 Minuten der Strecke sind dann auch flott marschiert, es geht auch einem breiten Schotterweg bergan. Dann biegt der Weg aber ab in ein kleines Wäldchen und auf einmal stehen wir auf einem Trampelpfad mitten im Steilhang. Ich. Hasse. Jeden. Schritt.

Irgendwann stehen wir dann aber auch oben auf dem Kamm und stehen vor der Entscheidung, ob wir auf den richtigen Gipfel wollen oder lieber nach vorne an die Spitze des Berges. Wir entscheiden uns für letzteres. Dort angekommen schlägt dann auch gleich Höhenangst-Martin zu: Vor uns geht es steil nach unten bis auf Meereshöhe. Die Aussicht ist wieder grandios, wir sitzen eine ganze Weile auf den Steinen uns schauen den kleinen Booten zu - und der großen Autofähre.

Svolvær Tjeldbergtinden Aussicht
Svolvær Tjeldbergtinden Gipfelbuch
Svolvær Tjeldbergtinden Aussicht
Svolvær Tjeldbergtinden Bucht

Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Abstieg. Unterwegs kommen uns noch einige Menschen entgegen, einige sehen so aus als würden sie öfter den Berg hochlaufen, nicht umsonst waren uns wohl ein paar Namen im Gipfelbuch mehrmals untergekommen.

Ørsvågvær i Lofoten

Bis zu unserem heutigen Tagesziel, dem Sandvika-Campingplatz in Ørsvågvær ist es nicht weit. Dort haben wir schnell unsere Gebühr bezahlt, bevor wir dann lernen wie man die verschiedenen Wasser und Klärtanks des Wägelchens leert. Eine nicht sehr angenehme Arbeit, die aber dennoch schneller von der Hand geht als gedacht.

Anschließend lernen wir das "Handtuch rauslegen" des Campers kennen: An einer sehr schönen Stelle steht ein Klappstuhl, an dem jemand einen der Nummerzettel befestigt hat. Ich lasse mich davon wenig beeindrucken, da werden schon auch zwei Autos hinpassen! Während ich dusche bereitet Fräulein Anna das Abendessen vor. Mahlzeit!

Das "Free WIFI" ist wieder einmal eher eine Enttäuschung. Ich baue mir den Fotoapparat neben dem Wägelchen auf, denn wir haben eine ziemlich großartige Aussicht auf eine kleine Landspitze mit einem Häuschen drauf. Im Hintergrund hängen wunderbar die Wolken auf den hohen Bergen. Aber irgendwie soll es heute nicht sein, ich bin mit dem Ergebnis unzufrieden. Da bleibt nur eins: Buch raus und gemütlich machen.

Ørsvågvær Camping Fototour
Ørsvågvær Camping Wolkenberge
Ørsvågvær Camping Wolkenberge

So richtig hält es mich dann aber doch nicht im Wagen. Als ich sehe wie die Sonne zumindest hinter den dicken Wolken in den Bergen verschwindet, packe ich noch einmal Kamera und Stativ und drehe eine weitere Runde um den Campingplatz. Dabei begegne ich einem Renter, der aus einem Wohnmobil mit Bonner Kennzeichen steigt. Wir unterhalten uns kurz und erkunden eine Ecke des Campingplatzes die gerade noch ausgebaut wird. Ein bisschen gruselig ist es dort: Ein wenig abgelegen und still, zwischen hohen Felsen. An einigen Stellen hat man auch einen schönen Blick auf das offene Meer. "Hier kann man die Hurtigruten-Schiffe sehen, sie begegnen sich dort draußen und hupen sich zu." wird mit erklärt. Und ich weiß dann auch, was das Gedröhne am Abend war. Die kleine Halbinsel in der Bucht mit den beiden Häusern ist ein willkommenes Fotomotiv.

Sonnenuntergang Haus am See
Langzeitbelichtung Haus am See
Langzeitbelichtung Häuser am See

Mittlerweile ist es schon 23 Uhr, ich bin aus irgend einem Grund hell wach und deshalb übe ich meine Geduld noch bei ein paar Langzeitbelichtungen mit dem Graufilter. Und dann geht es wirklich ins Bett.

Die Stortinden-Besteigung mit Panoramablick

Träges aufstehen, dabei ist es draußen sogar ganz schön. Irgendwann düsen wir los, heute soll unser erster Gipfel gestürmt werden. Nachdem wir eine Weile der E10 zwischen den Bergen hindurch gefolgt sind, fahren wir in schneller Folge durch drei Tunnel. Der längste davon ist sechseinhalb Kilometer lang!

Direkt vor dem offiziellen Beginn der Lofoten biegen wir ab und folgen etwa fünfunzwanzig Kilometer einer schmalen Küstenstraße. Sie trägt die Nummer 868. Man hat eine tolle Aussicht auf dem Fjord. Natürlich halten wir auch mal an und fotografieren. Außerdem läuft testweise auch die GoPro mit, wir haben immer noch so ein bisschen einen Urlaubsfilm im Hinterkopf.

Lofoten Fjord

Schließlich kommen wir an der Spitze der Halbinsel an. Hier stehen ein paar Häuser zu einem kleinen Ort zusammen. Wir parken das Auto am Fuß von Stortinden. Ein netter Wiesenbesitzer stellt dort seinen Grund als Parkplatz zur Verfügung. Wir machen kurz Mittag, schnallen uns dann die Wanderschuhe an die Füße und laufen los.

Lofoten Parkplatz

Bergauf zu laufen ist ganz schön anstrengend! Schon bald hängt meine Windjacke nur noch am Rucksack, die Sonne ist nämlich inzwischen auch rausgekommen und scheint ganz schön los. Es ist fast wolkenlos. Obwohl ich eigentlich ja ganz gut zu Fuß bin, strengt mich die Bergbesteigung wirklich wirklich an. Nach einer Dreiviertelstunde, was wir als die Hälfte des Weges interpretieren, kommen wir an einem Briefkasten vorbei, in dem ein Gipfelbuch liegt. Ein bisschen komisch, denn links und rechts geht es noch ordentlich hoch. Wir tragen uns dennoch ein und sind schon die zweiten für heute. Dann geht es links den Pfad hoch, immer weiter Richtung Stortinden.

Lofoten Stortinden Panorama

Sehr anstrengende fünfundvierzig Minuten später stehen wir wieder an einem Schild. "Stortinden 1,5km" steht da drauf. Da hatten wir schon mit was anderem und vor allem weniger gerechnet. Andererseits haben wir auf der letzten Etappe auch eher Höhenmeter geschrubbt. Nach links gäbe es in etwa fünfhundert Metern auch einen Aussichtspunkt. Aber wir haben uns etwas anderes vorgenommen und so ziehen wir nach einer ausführlichen Fotopause los.

Da es jetzt nicht mehr so viel hoch geht, kommen wir gut voran. An einigen Stellen ist mir ein wenig mulmig, geht es doch recht steil links und rechts des Weges hinunter. Bald sind wir dann aber auch am Gipfel angekommen. Hier hat sich außer uns heute noch niemand eingetragen! Der Aufstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt, die Aussicht und der Rundumblick sind großartig.

Lofoten Stortinden Panorama

Wir machen eine ausführliche Fotosession mit der Landschaft, erst als die Sonne hinter einer größeren Wolkendecke verschwindet, geht es für uns auf den Rückweg. Tatsächlich ist es jetzt erst mal auch wieder recht kühl. Abwärts geht es schneller als hoch, auch wenn es fast genau so anstrengend ist und auf jeden Fall mehr Konzentration erfordert. Umknicken will ja keiner! Hatten wir für den Aufstieg gute zwei Stunden gebraucht, schaffen wir es hinunter in einer. Es treibt uns auch ein kleines bisschen der Hunger an, unser Mittagssnack war wohl einfach nicht genug und außer ein wenig Schokolade hatten wir nichts zu essen dabei. Das passiert uns auch nicht nochmal.

Lofoten: Campervan vor Sonnenuntergang

Am Auto angekommen gibt es also erst einmal was zu essen. Dann fahren wir wieder ein Stück zurück und begeben uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. Nachdem wir diese schreckliche Schotterpiste an der Landspitze hinter uns haben, kommen wir bald an einigen Einbuchtungen am Straßenrand vorbei. Wir entscheiden uns für eine mit ordentlichem Seeblick. Der Ausblick ist ganz grandios, so dass ich den halben Abend einfach nur auf das Wasser starre.

Lofoten Schiff Fjord

Unterwegs auf der E10, Camping am Gullesfjord

Die erste Nacht in unserem neuen Heim haben wir überstanden. Ich habe gut geschlafen, nur über die Kopfkissen-Situation muss ich mir noch ein paar Gedanken machen. Es war jedenfalls eine gute Entscheidung, dass wir die guten Schlafsäcke mitgebracht haben. Es ist doch recht frisch.

Ziemlich angenehm ist die Wohnmobil-Geschichte: Aufstehen, frühstücken, waschen, ohne auch nur einmal das Fahrzeug zu verlassen.

So ein richtiges Ziel haben wir heute auch noch nicht bestimmt. Erst Mal geht es immer weiter auf der E10. Das Wetter ist zuerst wechselhaft, dann kommt die Sonne richtig raus und der Himmel wird blau. Wir halten nicht nur ein Mal an und genießen die unterschiedlichen Aussichten eine Weile. Ganz nebenbei erstehen wir unterwegs auch eine Landkarte, jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Eine der typischen Bogenbrücken auf den Lofoten.

Am frühen Nachmittag kommen wir auf unserem heutigen Ziel, dem Campingplatz am Gullesfjord an. Da man dort gerade Mittag macht, gibt es für uns erst einmal Käsebrote auf dem Parkplatz. Anschließend checken wir ein. Ungefähr 25 Euro kostet die Übernachtung, Strom inklusive.

Nachdem unser Wägelchen mit Seeblick zwischen anderen Wohngefährten geparkt ist und wir ein bisschen klargekommen sind, muss noch ein bisschen Bewegung her. Wir folgen dem Tipp des Campingplatzmenschen und laufen über einen Trampelpfad den Berg hinauf. Die Sonne scheint ein bisschen, prima! Schon bald hören wir es rauschen: Hier ist auch ein Gebirgsbach unterwegs. Der Weg folgt diesem mehr oder weniger. Es geht mäßig bergauf. Nach einer Dreiviertelstunde kommen wir an einem hübschen See heraus, in dessen Hintergrund ein Wasserfall abgeht. Voll gut, dass Fräulein Anna noch ein bisschen weiter gelaufen war, nachdem ich schon ein bisschen weiter vorne zum Fotografieren angehalten hatte. Schade, dass es genau jetzt anfangen muss zu tröpfeln. Wir machen uns schon bald auf den Heimweg.

Den Abend verbringen wir zuerst einmal in der Kochhütte Campingplatzes. Ich spüle unser Geschirr einmal komplett durch während Fräulein Anna kocht. Unsere erste Bekanntschaft ist eine junge Frau aus Deutschland, die mit Hund und Kombi einmal zum Nordkap und zurück fährt. Nach dem Abendessen kommt tatsächlich die Sonne wieder heraus und ich drehe bei wunderbar blauem Himmel noch eine Runde über den Platz.

Der Plan sah eigentlich vor, dass ich dann an einem der großen Tische im Café die Karte für die nächsten Tage vorbereite. Das dort laufende Fußballspiel nervt mich allerdings so sehr, dass ich die Arbeit lieber in das Wägelchen verlege. Dort auf dem Tisch ist auch genug Platz. Allerlei Wandertouren und Sehenswürdigkeiten landen als Markierung auf der Landkarte, damit wir so unsere Strecke ein wenig besser planen können.

Der erste Tag auf der Straße

Tromsø. Einigermaßen ausgeschlafen und frisch geduscht sitzen wir pünktlich beim Hotelfrühstück. Wir lassen uns Zeit, denn den Vormittag über haben wir nichts zu tun, das Wägelchen können wir erst am Mittag abholen. Tromsø müssen wir auch nicht unbedingt erkunden, hier werden wir am Ende unserer Reise ja noch einmal ein paar Tage verbringen.

Ich stapfe noch einmal in die Stadt um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen und bin positiv überrascht: Es ist zwar genau so hell draussen wie zwölf Stunden zuvor, aber tagsüber ist es viel voller und dementsprechend auch deutlich freundlicher draußen. An das immer helle Wetter muss ich mich aber noch gewöhnen. Ich erinnere mich noch gut an unsere Reise durch Island, das hat letztes Jahr auch ein bisschen gebraucht.

Beim Auschecken bestellen wir uns ein Taxi, was uns dann auch flott zum Wohnmobil-Verleih etwas außerhalb der Stadt bringt. Eigentlich hatten wir den Bus nehmen wollen, der fährt aber leider sehr ungünstig und wir konnten auch nicht so richtig rausfinden, wo er hält.

Es ist nicht schlimm, dass wir ein bisschen vor der vereinbarten Zeit da sind, das Wägelchen steht schon bereit. Der sehr nette Mensch von der Autovermietung scheint uns ein wenig zu bedauern, dass wir nur ein „small car“ gemietet haben. Wir finden die das Auto ausreichend groß. Auf Basis eines Fiat-Transporters finden wir ein komplett ausgestattetes Wohnmobil vor: Es gibt Tisch und Bank, einen zweiflammigen Herd, eine Schlafgelegenheit in vernünftiger Größe und eine Toilette. Das ist alles ganz super, wir erinnern uns immer gerne mit ein bisschen Schrecken an dem kleinen Wagen im letzten Jahr zurück. Das Auto ist gut in Schuss, fast wie neu.

Wir bekommen allerlei rund um Strom, Wasser, Toiletten und Standheizungen erklärt und ich hoffe wirklich, dass ich da nichts durcheinander bringen werde. An den verschiedensten Stellen gibt es Schalter und Regler und das Gas muss man vor Fahrtantritt auch immer wieder hinten abdrehen. Das Ganze geht schneller von statten als gedacht und so sind weit schon um halb 2 auf der Straße und fahren Richtung Süden. Die Lofoten rufen.

Ich habe mich schon nach wenigen Kilometern weitestgehend an das Auto gewöhnt. Dass man in Norwegen scheinbar sowieso nur maximal neunzig fährt, kommt mir sehr zugegen. Wir haben Urlaub und Zeit, da muss man sich ja auch nicht hetzen.

Ein bisschen später machen wir dann auch unseren ersten Halt. Es wird jetzt wirklich Zeit für ein Mittagessen. Ich probiere direkt die Spezialfunktion des Fahrersitzes aus, man kann ihn um 180° drehen und hat so einen bequemen Sitzplatz am Tisch. Wir nutzen den Stop außerdem um uns ein bisschen einzurichten und dem Radio beizubringen die Musik von unseren Telefonen abzuspielen. Jetzt kann es richtig losgehen.

Bei nächstmöglicher Gelegenheit, dem Örtchen Nordkjosbotn, springen wir in einen Supermarkt und decken und mit Chips und Cola ein. Und ein paar anderen Dingen, klar. Unsere fahrbare Kochgelegenheit wollen wir natürlich auch nutzen. Eine gescheite Landkarte finden wir hier leider nicht. So sind wir schnell wieder auf der Straße.

Links und rechts der Straße sind hohe, schneebedeckte Berge zu sehen. Es regnet mal mehr und mal weniger. Mich erinnert das alles sehr stark an unseren letzten Urlaub. Das ist nichts schlechtes. Wir haben uns schon bald dazu entschieden, heute noch ein gutes Stück zu fahren. Mit maximal neunzig Kilometern in der Stunde, was ich sehr entspannt finde, düsen wir gen Süden auf der E6. Es ist nicht mal besonders viel los, es ist entspanntes Fahren und ich kann mich in aller Ruhe umschauen und die Landschaft genießen.

In dem Örtchen Bjerkvik stoßen frontal das erste Mal richtig auf einen Fjord. In dem Kreisel biegen wir dann auf die E10, nach rechts herum ist “Å i Lofoten”, die Stadt ganz im Süden der Inselgruppe ausgeschildert.

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Nach wenigen Kilometern halten wir an einem der zahlreichen Parkplätze am Wegesrand an. Hier steht eine Informationstafel über die Besetzung und Befreiung Narviks im zweiten Weltkrieg. An einigen Stellen entlang des Weges wird hier an die Ereignisse erinnert. Der Platz direkt an der Straße ist nicht ausreichend hübsch und es donnern dauernd LKW vorbei. Hier wollen wir noch nicht bleiben.

Nur einen Tunnel später ist die Straße auf einmal trocken und die Sonne kommt ein bisschen hervor. Wir werten das als gutes Omen. Wenige Kilometer später steht schon ein kleiner Camper auf einem Parkplatz bei einem See. Wir stellen uns spontan dazu und beschließen für heute den Feierabend.

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Ein Straßenschild.

Während ich zuerst einmal zum ersten Mal die Fotoausrüstung an den Start bringe, kocht Fräulein Anna uns ein Abendessen, anschließend richten wir uns ordentlich ein. Das Wägelchen hat einige kleine Schränke und Schubladen, so müssen wir nicht die ganze Zeit aus den Rucksäcken leben. Die verstauen wir einfach unter dem Bett, wo sie uns nicht im Weg sein werden.

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Nach einem kurzen Spaziergang lassen wir den Tag mit Blick auf den See ausklingen. So kann es bleiben!