Bei strahlendem Sonnenschein stehen wir heute auf. Da mich der Zustand der Dusche nicht richtig anspricht, steht eine ordentliche Wäsche am großen Freiluft-Waschbecken an. Da ist es schon sehr vorteilhaft, so gutes Wetter zu haben. Ich genieße den Sonnenschein und bin fast ein bisschen ärgerlich, dass es den Rest der Zeit nicht so war.
Landnahme-Museum in Borgarbyggð
Landnahme-Museum in Borgarbyggð
Unser erstes Ziel ist das Landnahme-Museum in unserem Übernachtungsort. Gut, dass wir dort noch hin sind, wegen des schönen Wetters hatten wir schon überlegt, heute nicht unbedingt drinnen was zu machen. Mit einem Audioguide ausgestattet laufen wir die 14 Stationen der Ausstellung ab. Wir stehen selbst im Bug eines Wikingerschiffes bei Seegang und lassen uns die Geschichten rund um die Besiedlung Islands erzählen. Zu kleinen Videofilmen und anhand von Landkarten können wir sehen, wo die Menschen damals siedelten und welche Strapazen sie dabei auf sich nahmen.
Im Museum ist es leider verboten zu fotografieren. Dafür machen wir dann noch einen kleinen Abstecher zu einem Monument auf einer kleinen Anhöhe hinter dem Museum.
Hvalfjarðargöng
Straßentunnel Hvalfjarðargöng
Dann geht es weiter, immer Richtung Reykjavík. 73 Kilometer sind es jetzt nur noch. Kurz vor der Stadt, wir sehen sie schon am Horizont, fahren wir durch das Meer. Hvalfjarðargöng heißt der Straßentunnel, durch den die Ringstraße uns führt. Nachdem wir etwa 10 Euro Maut gezahlt haben, dürfen wir einfahren. Der fast 6 Kilometer lange Tunnel führt unter dem Fjord Hvalfjörður durch und geht dabei bis zu 165 Meter in die Tiefe. Ich finde es nicht nur ein bisschen beklemmend, durch den Tunnel zu fahren und bin sehr froh, als wir wieder ans Tageslicht kommen.
Þingvellir
Þingvellir
Dann biegen wir ab, rein in den Nationalpark Þingvellir. Man bemerkt die Nähe zur Hauptstadt, denn ab jetzt fahren wir Kolonne mit anderen Mietwagen, Wohnmobilen und Campervans. Die Strecke zum Nationalpark zieht sich gefühlt ein bisschen. Unser erster Halt ist bei einem Aussichtspunkt am Rand der Straße. Hier hat man einen schönen Überblick über den See, Highlight ist aber eigentlich ein großes Feld mit vielen kleinen Steinfiguren. Woher die kommen, können wir nicht herausfinden, es macht aber großen Spaß zwischen ihnen hindurchzulaufen und zu bewundern, wie ordentlich und stabil die Steine gestapelt sind.
Wir kommen am ersten Besuchercenter an. Der Nationalpark ist Teil des sogenannten „Golden Circle“, einer Rundtour von etwa Tageslänge, bei der man einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands abfahren kann. Hier ist schon richtig was los: Busse kommen an und fahren weg, sowohl große Reisebusse, als auch eher skurrile Exemplare, wie etwa die höher gelegten Mercedes Sprinter mit den Ballonreifen.
Der Park selbst ist dann vor allem eins: Ganz hübsche Landschaft mit einigen Bäumen und einem Fluß. Als erstes werfen wir von einer Aussichtsplattform aus einen groben Blick über die Gegend. Sowohl die geologische Entstehungsgeschichte der Gegend, als auch ihre Historie sind ziemlich interessant. Wir befinden uns hier in einer Grabenbruchzone, an der die amerikanische und europäische Kontinentalplatte auseinderdriften. Dadurch ist hier im Laufe der Jahrtausende auch ein etwa 40 Meter tiefer Graben entstanden. Nicht nur, dass es sich schon dadurch ein bisschen komisch anfühlt, hier spazieren zu gehen: An dieser Stelle fanden auch vor über tausend Jahren alljährliche Volksversammlungen mit Vertretern aus allen Ecken des Landes, die sogenannten „Þing“ (oder auch „Thing“) statt.
Hier fällt mir direkt ein großer Unterschied zwischen den verschiedenen Touristengruppen auf: Trafen wir bisher auf unserer Rundreise meistens auf eher entspannte Gruppen, so laufen wir hier zwischen Busladungen voller Amerikaflaggen-Halstuch tragenden Rollator-Omas durch und werden am Aussichtspunkt von dickbäuchigen Engländern weggedrängt. Schade.
Alles in allem ein schöner Park, der heute leider nicht mehr so spektakulär ist. Wir machen einen kleinen Spaziergang und brechen dann wieder auf.
Geysir und Strokkur
Geysir und Strokkur
Nachdem wir ein ziemlich fieses Stück Schottenpiste gefahren sind, kommen wir bei Geysir an. Hier gibt es auch wieder ein großes Besucherzentrum und sogar ein Hotel. Wir nutzen dessen Parkplatz und gehen auf das Gelände rund um den Namensgeber aller Geysire dieser Welt. Geysir „Geysir“ werden wir allerdings gar nicht ausbrechen sehen, da er nur sehr unregelmäßig ausbricht. Ruhig liegt er wie ein kleiner dampfender Teich da. Witzig: In den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts hat man die Ausbrüche mit Hilfe von Schmierseife künstlich herbeigeführt.
Wir laufen durch das Gelände, wo an vielen Stellen heißes Wasser aus der bunt gefärbten Erde kommt, es liegt auch wieder ein schwefeliger Geruch in der Luft. Das kennen wir schon. Schließlich sehen wir eine größere Menge Menschen, die sich in einem großen Kreis aufgestellt hat. Als wir näher kommen, sehen wir auch warum: Mitten in dem Kreis bricht „Strokkur“ aus. Das verblüfft einen schon ein bisschen, wenn man nicht damit rechnet.
Wir gesellen uns zu den Menschen und erleben etwa alle fünf Minuten einen Ausbruch des Geysirs mit. Wenn der Geysir nicht gerade ausbricht, sieht er wie ein einfacher Teich aus, liegt fast ruhig da. Nur ganz kurz vor dem Ausbruch kräuselt sich das Wasser. Die Zeit verfliegt richtig, wir können gar nicht oft genug dieses abgefahrene Phänomen beobachten.
Irgendwann reißen wir uns doch los und besuchen das nett aufgemachte Touristenzentrum. Da es schon später Nachmittag ist, sind gar nicht mehr so viele Leute da. Wir bekommen Espresso und Eis. Nach der kurzen Pause fahren wir vom Parkplatz des Besucherzentrums etwa einhundert Meter weiter und stehen schon direkt auf dem Campingplatz.
Dort können wir tatsächlich bei gutem Wetter noch eine Weile auf der Wiese sitzen und auch in aller Ruhe draußen kochen. Großartig! Auch wenn ich mich langsam ein wenig auf ein festes Dach über dem Kopf freue, bin ich gleichzeitig ein bisschen wehmütig. Es unser letzter Abend unterwegs.
Nach dem Abendessen spazieren wir noch einmal die paar Minuten bis zum Geysir. Außer uns sind nun noch etwa fünf andere Leute da, was Strokkur natürlich egal ist. Er macht weiterhin fleißig alle paar Minuten eine Fontäne für uns. Am Ende kaufen wir uns in den kleinen Supermarkt im Besucherzentrum kurz vor Schluß noch eine Limo und verbringen den Rest des Abends wie immer lesend.
Woher wohl die ganzen Kinder kommen? Es sieht ein bisschen nach einer Ferienfreizeit oder einem Wandertag aus. Während wir spät frühstücken, gibt es für die Kinder ein frühes Mittagessen. Gegen Gebratenes vom Grill können unsere Marmeladenbrote leider nicht viel ausrichten. Ich bin neidisch, wir brechen schnell auf.
Gemütlich geht es heute durch die Lande. Wir haben Zeit, das Wetter ist schön. Wir haben gute Laune. Fräulein Anna entdeckt eine alte Brücke mitten in der Landschaft neben der Straße. Aus unserem kurzen Stopp wird eine längere Foto-Session, ich nehme mir wieder ein wenig Zeit für ein paar Aufnahmen mit dem Graufilter. Der Bogen der alten Brücke, der Wasserfall im Hintergrund und der dazugehörige Wasserlauf sind sehr fotogen. So langsam bin ich gespannt, wie die am großen Bildschirm aussehen werden. Während ich fotografiere, knallt die Sonne richtiggehend auf mich ein, es wird sehr warm.
Grábrók
Grábrók
Es wird immer wärmer, während wir weiter nach Süden fahren. Als wir das nächste Mal am Rand der Ringstraße anhalten, zeigt das Thermometer schon 19 Grad an. Wahnsinn! Der Aufstieg auf den Krater Grábrók ist in der prallen Sonne richtig schweißstreibend - T-Shirt-Wetter!
Der Krater ist ein stumpfer, schwarzer Kegel, zwar bei weitem nicht so groß wie Hverfjall bei Dimmu Borgir. Aber dennoch sind wir eine ganze Weile auf dem gut ausgebauten Weg unterwegs, bis wir ein Mal rum sind. Die Aussicht ist großartig. Es ist sehr viel Landschaft zu sehen und wir genießen das tolle Wetter.
Barnafoss
Barnafoss
Schließlich dann das geplante Sightseeing für heute: Die Barnafoss-Wasserfälle. Auf dem Weg dorthin wird es schon wieder ein bisschen kühler. Schade! Die Wasserfälle sind zuerst einmal sehr unauffällig. Das ist für Island schon ein wenig ungewöhnlich. Erst als wir nach einem kleinen Mittagssnack vom Parkplatz aus einen Fußweg entlang laufen, bekommen wir eine tolle Aussicht über die nicht sehr hohen, aber dafür sehr breiten Wasserfälle.
Hier ist allerhand los. Während unseres Besuches sind gleich drei weitere Busgruppen unterwegs, am liebsten sind mir die betrunkenen Sportler, die wahllos Menschen ansprechen - in einer Sprache die ich zwar nicht erkenne, aber auf keinen Fall isländisch ist. Schnell weg!
Borgarbyggð
Borgarbyggð
Schönes Kontrastwetter: Durch starken Regen fahren wir weiter zum Zielort für heute. Nachdem wir über eine lange Brücke gefahren sind, springen wir am Ortsrand von Borgarbyggð schnell noch in den Bonus und fahren dann durch die kleine Stadt auf dem öffentlichen Campingplatz. Der ist nicht so besonders hübsch, obwohl er eigentlich ganz schön am Ufer der Bucht liegt.
Nachdem wir eine ganze Weile gelesen haben und auch das Abendessen hinter uns liegt, hört es doch auch wieder auf zu regnen und wir können noch eine kleine Runde spazieren gehen. Es kommt sogar die Sonne wieder ein bisschen heraus.
Planung steht an: Die letzten Tage unserer Rundreise wollen zumindest grob vorgeplant sein. Den halben Morgen verbringen wir damit, verschiedene Strecken auf der Karte auszubaldowern und in den Reiseführern nachzulesen, was man noch so erleben kann. Außerdem ist es ganz unterhaltsam, der Familie gegenüber beim Aufbau ihres Vorzeltes am Wohnwagen zuzuschauen. Als wir nach einem späten Frühstück aufbrechen, haben wir zumindest einen groben Plan.
Wir verlassen Sauðárkrókur an seinem nördlichen Ende und nehmen einen kleinen Umweg über das Land in Kauf. Die Strecke hatte uns einer der Reiseführer empfohlen. Zu Beginn ist es leider sehr neblig, so dass wir von der versprochenen Landschaft nicht so viel mitbekommen. Wir nutzen die Gelegenheit und machen ein paar schicke Bilder bei kurzer Sicht. Später klart es dann zum Glück auch ein bisschen auf. Über die Nebenstraße 744 gelangen wir so auf die 74 und landen schließlich auch wieder auf der Ringstraße.
Der Kolugljúfur-Wasserfall
Kolugljúfur
Nachdem wir wieder ein gutes Stück auf der Ringstraße gefahren sind, biegen wir links auf eine schotterige Nebenstraße ab. Sie hat die Nummer 715 und soll uns zu einem schönen Wasserfall führen. Ja, von denen haben wir immer noch nicht genug. Nachdem ich am liebsten schon zwei Mal umgekehrt wäre und wir an zwei Kreuzungen mehr oder weniger geraten haben, kommt uns ein Reisebus entgegen, was ja schon immer ein gutes Zeichen ist. Schon knappe 500 Meter weiter tut sich dann neben der Straße eine Schlucht auf, in die der Wasserfall stürzt. Auf dem kleinen Parkplatz stehen nur wenige Autos, es ist schön ruhig.
Über die kleine Schlucht spannt sich eine einspurige Brücke, auf der anderen Seite kann man dann auch ein bisschen runter krabbeln. Heute ist es trocken und vor allem nicht ganz so kalt, ich nehme mir das erst Mal die Zeit das 30er auf die Kamera zu schrauben und mit dem Graufilter einige Aufnahmen zu machen. Dabei werde ich nicht nur beinahe von einem Traktor überfahren, der die Brücke überquert, sondern vergesse auch ein kleines bisschen die Zeit. Als ich zum Auto zurück komme, hat Fräulein Anna schon das Mittagessen vorbereitet. Toll!
Hvammstangi
Robbenmuseum Hvammstangi
Unser Tagesziel ist Hvammstangi. Nachdem wir den dortigen Campingplatz kurz angeschaut haben, fahren wir wieder zurück in die Stadt und besuchen das Robbenmuseum. Die Ecke hier ist nämlich bekannt dafür, dass man bei gutem Wetter viele Robben sehen kann. So gut ist unser Wetter nun gerade nicht und deshalb schauen wir uns das kleine, aber sehr liebevoll gemachte Museum an. Hier wird nicht nur für Erwachsene sehr schön einiges über Robben vermittelt. Man erfährt auf isländisch, englisch und deutsch einiges über die Tiere, ihre Fressgewohnheiten, ihren Lebensraum.
Im Supermarkt direkt nebenan stocken wir unsere Vorräte ein wenig auf und dann geht es wieder zurück zum Campingplatz.
Der Platz besteht aus zwei große Wiesen neben der kleinen Dorfkirche und einem umzäunten Friedhof. Nachdem unser Auto ordentlich geparkt ist, schauen wir uns kurz nach einem Verwalter um. Den scheint es hier aber wieder nicht permanent zu geben und so kehren wir direkt in den Aufenthaltsraum ein. Heute soll es Nudeln mit Tomatensoße geben, ich freue mich schon eine ganze Weile darauf.
Campingplatz Hvammstangi
Als wir an die kleine Elektro-Kochstelle kochen, lernen wir „Mutti“ kennen. Sie ist alleine in einem VW-Bus unterwegs und nicht das erste Mal in Island. Während wir uns unterhalten, füllt sich der Raum langsam. Besonders süß finde ich die vier Rentner-Franzosen, die den Tisch mit sehr viel Liebe zum Detail decken. Da wird eine mitgebrachte Tischdecke ausgebreitet und alles ganz ordentlich eingedeckt, während nebenher noch eine Menge Essen vorbeireitet wird. Man will auch auf Reisen scheinbar auf nichts verzichten. Grand-père redet von Brigitte Bardot und summt Lieder vor sich hin.
Nach dem Abendessen bleiben wir einfach sitzen, gucken Leute, essen Chips. Als wir gegen 23 Uhr dann doch langsam ins Bett gehen wollen, kommt noch einmal richtig die tief stehende Sonne raus. Es ist taghell und es fühlt sich super-surreal an, dass man sich nun bettfein macht und in den Schlafsack kriecht.
Es ist davon auszugehen, dass am 1. Juli in Island die Ferien anfangen. Das würde zumindest erklären, warum hier auf dem Campingplatz so viel Trubel ist. Ich bin schon ein bisschen froh, dass wir uns hier wieder vom Acker machen. Beim Zähneputzen kann ich eine französische Reisegruppe beobachten, die mit dem von den Veranstaltern vorbereiteten Frühstück nicht sehr zufrieden zu sein scheint.
Nachdem wir die Stadt verlassen haben, fahren wir zuerst einmal ein gutes Stück. Das Radio spielt uns Kettcar-Musik. Wir sind guter Dinge und halten das ein oder andere Mal an, um ein paar Bilder zu machen. An einer Weide treffen wir auf einige Pferde, die zuerst ein bisschen schüchtern sind, dann aber ihre Model-Qualitäten entdecken und ihre Mähnen für uns in den Wind halten.
Glaumbær
Glaumbær
Unsere Touristenattraktion des Tages ist die Torf-Farm von Glaumbær. Das ist ein kleines Freilichtmuseum, dass den Hof einer Farm aus dem 19. Jahrhundert darstellt. Die Wände der Häuser sind aus aufeinander geschichtetem Torf, die Dächer hat man aus Holz gefertigt. In einigen Gebäuden waren Werkstätten, am interessantesten sind aber die durch einen dunklen Gang verbundenen Wohn- und Schlafräume. Sie sind mit viel Liebe zum Detail und vielen Haushaltsgegenständen eingerichtet.
Leider geraten wir mal wieder in eine Touristengruppe, dieses Mal das Model „Deutscher Rentner“ - was, vielleicht auch weil man die Sprache versteht, sehr anstrengend ist. Wir geben den armen Leuten ein bisschen Vorsprung, damit sie nicht so an uns vorbei drängeln müssen.
Das größte Haus der Siedlung ist aus Stein und Holz gebaut und hat sogar zwei Stockwerke. Das ist hier auf dem Land schon ein bisschen selten. Darin sind auch wieder viele Möbel aus alter Zeit ausgestellt. Und mitten drin ein kleines Café. Zum Glück wird ein Tisch bei den “Kaffee Toh Goh aber nicht! Ich setz' mich hin!“-Rentnern gerade frei. Wir essen ein leckeres Stück Kuchen nach altem Rezept.
Auf dem Weg zum Auto fällt mir wieder ein etwas eigentümliches Gefährt ins Auge, das ich in der vergangenen Woche schon ein paar Mal sah. Ein sehr roter LKW mitsamt Anhänger. Der Aufbau des Fahrzeugs hat große Fenster, man hat bequeme Sitze eingebaut. Ich spreche den Fahrer darauf an und wir freuen uns darüber, dass wir tatsächlich die gleichen Sehenswürdigkeiten anfahren.
Sauðárkrókur
Sauðárkrókur
Das kleine Küstenstädchen Sauðárkrókur ist unser heutiges Tagesziel. Nach einer kurzen Fahrt über die Nebenstraße 75 kommen wir dort an. Den Campingplatz mitten im Ort haben wir schnell gefunden, es ist eine einfache Wiese der Gemeinde mit einem Sanitärgebäude.
Da es noch früh ist, packen wir uns direkt ordentlich ein und erkunden den Ort ein wenig. Er hat allerdings nicht viel zu bieten. Einfache Häuser, ein kleiner Fischerhafen. Neben der Kirche gibt es einen kleinen Pfad, der nach oben oben auf einen Hügel führt. Dort befindet sich der Friedhof der Stadt. Man hat eine schöne Aussicht über den Ort. Wieder unten streifen wir auf der Suche nach einem Supermarkt durch den Ort. Schließlich finden wir den auch, decken uns mit Schinken, Brot und allerlei Snacks ein, überraschen das ältere deutsche Paar mit einem freundlichen „Guten Abend!“ und dann laufen wir bei einsetzendem Regen zum Auto.
Während des Abendessens kommt die Platzwächterin. Die recht junge Frau betreut im Auftrag der Gemeinde gleich mehrere Campingplätze und fährt diese Morgens und Abends ab, schaut nach dem Rechten und kassiert ab. Sie ist sehr freundlich und freut sich ein paar Worte Deutsch sprechen zu können.
Nach dem Aufstehen hat es gar nicht mehr so viele Mücken wie gestern Abend. Es sind aber immer noch ausreichend, als das wir einfach mit dem Auto zum Waschhaus fahren. Wir wollen ja sowieso gleich los und es ist nach wie vor außer uns niemand da. Diese Nacht schlief ich das erste Mal seit ein paar Nächten wieder richtig gut - allerdings dieses Mal nicht so lange. Dafür ist mein Buch ausgelesen und ich habe nun erst einmal die Schnauze voll von Herrn Brown und seinem Protagonisten Langdon. Durch mein langes Aufbleiben durfte ich aber die Dunkelheit einer isländischen Nacht erleben. Damit ist es gar nicht so weit her. Die Helligkeit so gegen 1 Uhr am Morgen ist mit einem sehr trüben Tag in Deutschland vergleichbar. Die beiden Taschenlampen in unserem Gepäck haben wir wohl umsonst dabei.
Godafoss
Godafoss
Der nächste Wasserfall auf unserer Liste. Während wir dort auf dem Parkplatz stehend frühstücken, fängt es an zu tröpfeln. Wir überlegen noch, alles stehen und liegen zu lassen und direkt zur Aussichtsstelle zu gehen. Machen wir nicht, was aber vielleicht keine schlechte Idee gewesen wäre: Schon wenige Minuten später schüttet es dann richtig. Das ist auf der einen Seite gut, denn das Auto hat schon ein wenig Staub und Dreck angesetzt. Andererseits fällt unser Besuch am Wasserfall nun sehr kurz aus. Das ist schade, denn eigentlich sieht der ziemlich hübsch aus.
Akureyri
Akureyri
Akureyri ist Islands zweitgrößte Stadt mit 18000 Einwohnern. Auf den Weg dorthin öffnet sich der Fjord sehr schön vor einem, wenn man den Berg hinunter kommt. Die Landschaft wird immer breiter. Bis wir wirklich in der Stadt sind, müssen wir noch einen großen Bogen um das Wasser fahren und schließlich hat man dann einfach an einer schmalen Stelle eine flache Brücke über den Fjord gebaut.
Wir fahren direkt den zentral gelegenen Campingplatz an und checken ein. Nachdem wir das Auto schön geparkt und eine kurze Ruhepause gemacht haben, geht es in die Stadt. Nach einer guten Woche in der Landschaft wirkt diese, für deutsche Verhältnisse doch sehr kleine, Stadt fast riesig. Es gibt eine Fußgängerzone, Cafés und Restaurants und verschiedene Geschäfte aller Art. Das muss natürlich ausgenutzt werden. Es gibt ein schickes Shirt für mich und anschließend Kaffee und Kuchen in einem kleinen, sehr hippen Café.
In der Stadt scheint man sehr viel Wert auf ihre Geschichte zu legen. Die Häuser sind alle gut in Schuss oder werden gerade renoviert. An vielen hängen etwa A4-große Blechschilder, die ältere Bilder des Gebäudes zeigen und seine Geschichte erzählen.
Nachdem wir vermutlich alle Straßen der Innenstadt abgelaufen sind und auch am Wasser flanierten, geht es bergauf wieder zum Campingplatz. Wir beschließen das örtliche Schwimmbad zu besuchen, es liegt nur fünf Gehminuten vom Campingplatz weg.
Das Bad ist prima. Neben den üblichen Becken gibt es auch wieder Hot Tubs, die ich dieses Mal aber nur kurz besuche und mich lieber im angenehm temperierten Schwimmbecken rumtreibe und ein paar Bahnen schwimme. Am Ende sind wir ganz schön lange im Wasser und entsprechend müde, als wir uns auf den Heimweg machen. Nach einem kurzen Einkauf gibt es Abendessen und dann noch einige Seiten in meinem Buch.
Nicht nur eine norwegische Metal-Band, sondern vor allem auch eine sehr zerklüftete Lava-Vulkangestein-Landschaft im Norden Islands. Die ist nicht weit von unserem Übernachtungsort weg und so fahren wir da gleich mal hin. Die Attraktion ist sehr gut ausgebaut. Ein ordentlicher Parkplatz, ein großer Pavillon mit Café und Merch-Shop. Man bewegt sich über ordentlich geteerte Fußwege durch die Felsformationen. Wir geraten direkt in eine italienische Reisegruppe. Schön, dass sich Menschengruppen in allen Ländern gleich doof verhalten.
Hverfjall
An der nächsten Abzweigung biegen wir deshalb rechts ab. Noch eine ganze Zeit lang geht es nun über ausgetretene Pfade durch das Gestein, dann wird es flacher. Mir fallen die vielen Löcher im Boden unangenehm auf. Den Weg zu verlassen ist vielleicht keine all zu schlaue Idee. Vor uns wieder eine Ebene, an deren Ende sich Hverfjall erhebt. Das ist ein sogenannter „Tuffring“, der irgendwie vulkanischen Ursprungs ist, aber kein „richtiger“ Krater im eigentlichen Sinn.
Einige Zeit später stehen wir dann direkt davor. Gute einhundert Meter geht es vor uns hoch. Links von uns sehen wir den „hard path“ und entscheiden uns dafür, lieber ein Stück um den Krater herumzulaufen und den leichteren Aufstieg dort zu wählen. Der Weg dorthin zieht sich allerdings dann doch ganz schön und auch der leichte Aufstieg ist nicht von schlechten Eltern. Irgendwann stehen wir dann aber oben auf dem Ring und sind nicht nur von der Anstrengung des Aufstiegs, sondern auch vom Ausblick auf den Kegel geplättet. Der hat etwa einen Kilometer Durchmesser, die Leute auf der anderen Seite sind richtig winzig. Der Kegel ist vermutlich auch der Höhepunkt der Trostlosigkeit. Grau-schwarzes Vulkangestein und sonst nichts. Hier wächst keine Pflanze. Wir machen uns bei stärker werdendem Wind auf den Weg. Zum Abstieg wollen wir den „hard path“ nehmen, was ja bekanntlich wieder ein gutes Stück zu laufen ist. Wir sind das ja gerade erst unten rum gegangen. Es geht dabei weiter bergauf. Heute ist alles sehr anstrengend. Ich muss das erste Mal die Speicherkarte in der Kamera wechseln und die Spinner möchte auch einen neuen Film. Gute 980 Bilder habe ich zu diesem Zeitpunkt also schon gemacht. Wow!
Kurz nach der höchsten Stelle des Kraters, an der man eine tolle Aussicht auf den selben, aber auch auf Dimmuborgir, hat, geht es dann wieder nach unten. Der „hard path“ ist ein mit Metallstäben und Seil abgesteckter Zickzack-Weg. Und er ist „hard“: Der Abstieg ist wirklich anstrengend. Es sieht so aus, als würde er alle paar Monate, wenn er ausgetreten ist, wieder ein paar Meter verlegt.
Da jetzt auch noch leichter Regen einsetzt, sind wir froh, wieder in die Felsenschluchten Dimmuborgirs rein zu kommen. Dort ist es windstill. Wir sind ziemlich fertig, wollen uns aber auch noch den Rest der zerklüfteten Felsen anschauen. Die große Runde wird es dann aber nicht mehr, statt dessen machen wir den gelben Weg fertig.
Anschließend gibt es einen Belohnungs-Espresso im Kaffi Borgir. Neben uns setzt sich ein Teil einer sehr ostdeutschen Rentner-Reisegruppe. Es ist der Teil der Gruppe, der mit der Begründung „Im Elbsandsteingebirge gibt es auch Felsen!“ nicht am Rundgang teilnimmt und sich lieber eine Pause im Kaffee gönnt. Ich bin auch ein bisschen sprachlos, könnte aber stundenlang zuhören.
Pseudo-Krater
Es geht weiter, doch schon ein paar Kilometer weiter halten wir noch einmal an. Am südlichen Rand des Mývatn ist eine Stelle, an der sich einige kleinere Krater Pseudo-Krater gebildet haben. Wir gehen den kurzen Rundweg, werden dabei von der eben schon kennengelernten Reisegruppe eingeholt. Kurz wirkt mein Plan, auch einmal ein Nörgelrentner zu werden, doch nicht so attraktiv.
Die Sehenswürdigkeit ist so mittel-spannend. Am Parkplatz treffen wir auf ein älteres Paar mit einem Oldtimer. Sie kommen aus Hahnenbach, nur eine knappe halbe Stunde von der alten Heimat entfernt. Ein kurzes Gespräch, die beiden haben noch viel vor, weiter geht es.
Ein gruseliger Campingplatz und eine freundliche Alternative
Nach einigem hin und her stehen wir auf einem relativ merkwürdigen, ziemlich abgelegenen und vor allem leeren Campingplatz. Er gehört zu einer „Ferien auf dem Bauernhof“-Anlage. Die Frau im angeschlossenen Restaurant ist fast ein bisschen verwundert, dass jemand den Weg zu ihnen gefunden hat. Wir stehen eine ganze Weile mit dem Auto auf der Wiese und beschließen dann, es lieber noch woanders zu probieren. Ausschlaggebend mag sein, dass das der einzig andere Bewohner des Platzes ein gruseliger Typ ist, der scheinbar schon sehr lange in einem abgeranzten Wohnwagen lebt.
Lifsmotun Camping
Wir landen dann auf einem anderen Campingplatz, der von einer Bauernfamilie betrieben wird. Die Frau spricht Englisch mit einem merkwürdigen Akzent. Sie ist Deutsche und freut sich, uns da zu haben. Auch hier sind wir die einzigen Gäste, es gibt dafür aber wirklich viele Mücken. Richtig viele. In Schwärmen. Wir nutzen das sehr komfortable Waschhaus, dass uns alleine zur Verfügung steht und verbringen den Rest des Abends im hermetisch abgeschlossenen Auto.
Aufstehen, duschen. Zum Frühstück noch einmal in den warmen Raum vorne an der Rezeption. Frühstücken. Heute sind wir besonders trödelig, irgendwie ist es schon fast 12 Uhr, als wir losfahren.
Fast zwei Stunden lang fahren wir am Stück, das ist für unsere Verhältnisse wirklich lange. Sonst bin ich schon froh, wenn ich mal eine halbe Stunde durchgehend fahre. Die Landschaft ist auf diesem Abschnitt unfassbar eintönig. Viel grau, ein bisschen grün, kaum Pflanzen. Hin und wieder ein Hof am Rand der Straße, die allgegenwärtigen Schafe. Im Radio läuft Marcus Wiebusch. Ich bin einmal unaufmerksam und hätte beinahe einen Unfall provoziert. Schulterblick, Martin!
Dettifoss und Selfoss
Dettifoss und Selfoss
Bei strahlendem Sonnenschein kommen wir am Dettifoss an. Hier ist Tourismus angesagt: Es gibt einen großen Parkplatz mit Reisebussen, viele Autos und Toiletten. War die Landschaft eben noch eintönig, ist sie jetzt vielleicht auch einfach nicht mehr vorhanden. Es gibt noch eine Menge Steine und maximal ein bisschen Gras.
Wegen des Windes dick eingepackt stapfen wir los. Die Steinlandschaft wird noch ein bisschen abgefahrener, nach wenigen Minuten stehen wir dann vor der Schlucht, in die sich der etwa hundert Meter breite Wasserfall ergießt. Das sieht alles, wie es bei großen Wasserfällen so üblich ist, sehr imposant aus. Durch die steinige Landschaft ist es hier aber nicht so idyllisch wie an anderen Wasserfällen. Das Sahnehäubchen ist aber der Regenbogen über dem Fall. Außer uns sind hier noch eine Menge Leute unterwegs, mir fallen vor allem ein paar Fotografen auf, die sich sehr viel Zeit lassen.
Nachdem wir uns an Dettifoss satt gesehen haben, spazieren wir noch ein Stückchen weiter und schauen uns auch noch Selfoss an. Der ist ein bisschen kleiner, dafür kommt man aber auch näher ran. Zurück am Parkplatz entscheiden wir uns beim späten Mittagessen dafür, heute noch weiter bis zum Mückensee oder Mývatn zu fahren. Das ist noch einmal eine Stunde fahrt, womit wir an diesem Tag die wohl längste Etappe unserer Tour hinter uns bringen.
Hverarönd
Hverarönd
Kurz vor Reykjahlíð landen wir allerdings noch an einem sehr surrealen Ort: Mitten in der Landschaft, am Pass Námaskarð liegt das Hochtemperaturgebiet Hverarönd. Der Boden ist in allen Regenbogenfarben verfärbt, es gibt einige Löcher im Boden, die nicht nur fies stinken, sondern auch blubbernden Schlamm enthalten. An zwei Stellen hat man Kegel aus Steinen aufgeschüttet, aus denen mit zischenden Geräuschen heißer, ebenfalls nicht gerade wohlriechender Dampf in die Landschaft entweicht.
Obwohl das alles irgendwie sehr beeindruckend und auch fast ein bisschen hübsch aussieht, finde ich den Gestank doch ziemlich furchtbar. Ich dränge ein wenig darauf, doch lieber weiter zu fahren. Der Schwefelgeruch wird mir noch eine ganze Weile in der Nase hängen.
Reykjahlíð am Mývatn
Reykjahlíð
Nach einem bisschen hin und her finden wir einen Campingplatz direkt am Mückensee. Wildes campen ist hier in der Ecke untersagt und so gibt es einige Plätze zur Auswahl. Den ursprünglich angepeilten gab es scheinbar nicht mehr. Aber das ist auch ok, hier sieht alles sehr ordentlich aus. Nach einem Abendessen spazieren wir noch einmal los, der Ort gibt aber außer einem Supermarkt nicht viel her. Als wir an einer Weide vorbeilaufen und dort einige Fotos von den Pferden machen wollen, werden wir von einem sehr aggressiven Vogel attackiert. Mit lautem Geschrei stürzt er sich auf uns und pickt uns auf den Kopf. Wir sind froh über unsere dicken Wollmützen und machen uns schnell aus dem Staub. Blödes Vieh.
Ganz vielleicht haben wir heute Nacht auch sowas wie illegal übernachtet. In der Gegend hier ist das wilde Campen scheinbar nicht erlaubt, sagt zumindest der Reiseführer. Wir können allerdings nicht so richtig herausfinden, in welchem Bezirk das genau ist. Ansonsten ist das erste Mal sowas ähnliches wie richtiges Pullover-Wetter. Das ist schon ein bisschen ungewohnt.
Egilsstaðir
Egilsstaðir
Nach der üblichen Frühstücks-Tagesplanungs-Routine fahren wir nach Egilsstaðir. Unsere Vorräte wollen aufgefüllt werden. Im Anschluss geht es dann wieder aus dem Ort heraus, allerdings nicht weiter auf der Ringstraße. Heute wollen wir uns Seyðisfjörður anschauen. Das liegt ein bisschen abseits in einem Fjord. Dort kommt auch die Fähre an, die Island mit Dänemark verbindet. Reisende, die mit dem eigenen Auto nach Island kommen, landen dort.
Aus Egilsstaðir heraus geht es zuerst einmal ordentlich den Berg hoch, bevor wir wieder zur Küste kommen, gilt es einen Pass zu überqueren. Der Reiseführer hatte gewarnt, dass es auf der Strecke nach Seyðisfjörður gerne mal ein bisschen neblig sein könnte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich dort die kürzest mögliche Sichtweite nach "Augen zu" erleben würde. Es sind sehr anstrengende Minuten, in denen man oft nur den Rand der Straße neben sich erkennt - oder ganz geisterhaft die Rücklichter des Autos vor einem.
Genau so plötzlich, wie man in dem Nebel drin stand, hört er auch wieder auf. Hier oben liegt noch eine Menge Schnee. Das Tal, dass sich vor uns auftut ist allerdings frei davon und ziemlich grün. Ein schöner Ausblick. Auf dem Weg zur Stadt halten wir am obligatorischen Wasserfall.
Seyðisfjörður
Seyðisfjörður
Am Fährhafen gibt es einen großen und sehr leeren Parkplatz, das Wägelchen steht dort ziemlich gut. Im Fährgebäude ist auch ein bisschen Tourismus-Information untergebracht, der sehr redselige ältere Herr unterhält Fräulein Anna sehr gut. Wir ziehen los zu einem kleinen Stadtrundgang, beginnend mit einer kleinen Bilderausstellung über einem Café. Dann geht es weiter durch den Ort, an vielen Häusern sehen wir „Geöffnet“-Schilder und finden heraus, dass die Leute hier in einer Nische im Flur ihres Hauses oder auch gerne mitten im Wohnzimmer ein Regal mit selbst hergestellten Wollsachen stehen haben. Das ist auf der einen Seite sehr süß, irgendwie aber auch komisch, wenn man sich einen Pulli anschaut und neben einem ein Kind gerade seine Hausaufgaben macht.
Vor der kleinen blauen Holzkirche im Ortskern ist ein kleines Straßenfest. Die Geschäfte haben kleine Stände draußen und es spielt eine Drei-Mann-Kapelle vor einem Laden. Die Feuerwehr ist auch da und präsentiert ihre Fahrzeuge. Menschen machen eine Mutprobe, ein Mädchen läuft kreischend durch das etwa hüfttiefe und vermutlich unfassbar kalte Wasser des Fjord-Ausläufers mitten im Ort. Wir erstehen einen hübschen Druck für das Wohnzimmer zu Hause und beenden unsere Runde dann in dem kleinen Café unter der Ausstellung. Dies scheint die offizielle Hipster-Zentrale Ost-Islands, in der gerade ein Fashionblogger-Treffen stattfindet. Alles sehr modisch.
Eine geteilte Pizza und einen Espresso später geht es wieder zurück zum Auto. Ein Stückchen Weg liegt heute noch vor uns.
Die Rückfahrt ist nicht so aufreibend wie der Hinweg. Der Nebel ist fast komplett verschwunden, was mich fast ein wenig traurig macht: Ich weiß doch jetzt wie man die Nebelschlussleuchte anschaltet! Statt Nebel sehen wir eine Menge Schnee. Und Eis. Die Frauen gestern hatten erzählt, dass man ihnen hier vom kältesten Winter seit 30 Jahren berichtete. Jetzt ist es irgendwie mitten im Jahr und wir fahren durch eine geschlossene Schneelandschaft. Wenn mir jemand sagen würde „Jetzt ist Winter!“ - ich würde es glauben.
Fellaber
Fellaber
Schließlich: Campingplatz. Wir sind in Fellabær, das ist nur von Egilsstaðir aus nur einmal über eine recht lange Brücke und dann links. Der Platz ist ziemlich klein, hat aber ein ordentliches Klo- und Dusch-Häuschen. Noch dazu ist nicht viel los. Auf den Stellplätzen neben uns scheinen ausschließlich Deutsche zu Campern. Wir sitzen das erste Mal eine Zeit lang im Freien und in der Sonne, was wirklich gut tut.
Zum Abendessen gehen wir dann aber, nach einer ausführlichen Lesestunde, doch lieber rein. Es gibt einen Vorraum bei der Rezeption, wo die Zimmergäste wohl Frühstück bekommen. Dort gibt es Brötchen mit Avocado, Salami und Käse, während wir über die weitere Route beraten. Wir beobachten, wie nach und nach die anderen Gäste eintrudeln. Da ist alles dabei: Junge, hippe Schweizer, junge spießige Holländer, ältere Franzosen und Deutsche.
Dann noch ein kleiner Verdauungsspaziergang, bevor ich aus dem Auto heraus einigen spät angekommenen beim Aufbau ihrer Zelte zuschaue.
Nach einem schnellen Frühstück geht es ins Schwimmbad. Der Campingplatzmann hatte uns empfohlen, lieber dort hin zu gehen, als einfach nur eine Dusche zu nehmen. Ein guter Tipp - es ist wirklich lange her, dass ich in einem Schwimmbad war.
Das Schwimmbad hat neben drei Rutschen auch zwei “Hot Tubs” mit 38 bis 40 und 40 bis 42 Grad Wassertemperatur, in denen man sitzen kann. Das ist schon recht heftig. Ich merke, dass mein Kreislauf das nicht so gut findet. Da ist mir das 26 Grad warme Wasser im normalen Becken lieber. Wir plantschen noch ein bisschen und dann geht es wieder auf die Straße.
Stokksnes
Landzunge Stokksnes
Kurz hinter Höfn fahren wir schon wieder von der Ringstraße ab. Auf der rechten Seite geht über einen Schotterweg eine ganze Weile am Rand eines Berges entlang auf die Landzunge mit dem Namen Stokksnes. Am Ende kommen wir zu einer Landspitze mit Café, wo uns der härteste Wind seit langem erwartet. Das Auto wackelt richtig heftig während wir nachlesen, wo wir eigentlich gelandet sind. Bevor wir aussteigen, parke ich das Auto mit der Front in den Wind. Nun drückt der Wind nicht mehr so gegen das Auto. Ich muss mich allerdings ganz schön gegen die Tür stemmen, um überhaupt aussteigen zu können.
Wir steigen aus und stapfen erst einmal in das Holzhaus, in dem sich das Café befindet. Ein junger Mann erklärt uns, was es hier zu erleben gibt.
Das „Wikingerdorf“
500 ISK “admission” zahlen wir schließlich. Damit haben wir uns das Recht erkauft, um zu einem Filmset laufen zu dürfen und auch an der Spitze der Landzunge die ehemalige amerikanische Radaranlage anzuschauen.
Zuerst einmal packen wir uns aber dick ein und kämpfen uns fast einen Kilometer lang gegen den Wind zum „Wikingerdorf“. Das ist das Set für einen Film mit dem Arbeitstitel „Vikingr“, der ab dem kommenden Jahr angeblich gedreht werden soll. Aus der Ferne sieht das alles sehr authentisch aus, das Dorf liegt sehr idyllisch am Berghang mit toller Aussicht auf das Meer. Ein Bächlein fließt mitten durch. Aus der Nähe ist es dann schon was anderes: Direkt die erste der Holzhütten ist ganz augenscheinlich nur eine Tarnung für einen Übersee-Container. Der Felsen in der Mitte des Dorfes ist ein Gerüst aus Holz und Pappmaché - wenn man ihn sich von der Rückseite anschaut, entpuppt er sich als Ruine eines aus Beton und Ziegeln gebauten Wohnhauses.
Es macht Spaß, durch die Kulisse zu streunen. Mit ein bisschen Phantasie kann man sich das Dorf auch belebt vorstellen. Da es mal wieder anfängt zu regnen, machen wir uns auf den Rückweg zum Café und beschließen, die Landzunge nicht weiter zu erkunden.
Nach dem nass-kalten Ausflug ist ein warmer Kaffee vor der Weiterfahrt genau das Richtige. Dabei lernen wir zwei Frauen aus Deutschland kennen, die am Vortrag mit der Fähre angekommen sind und nun in der uns entgegengesetzten Richtung fahren wollen. Wir geben ein paar Tipps und teilen die Aufregung hier unterwegs zu sein.
Dann geht es weiter. Nachdem wir durch einen Tunnel gefahren sind, schlängelt sich die Ringstraße an der Küste entlang. Es geht auf und ab, mal ist es um uns herum flach, mal führt die Straße mitten durch einen Abhang. Harte Böen erfassen das Auto, einmal setzt es uns fast auf die Gegenfahrbahn. Wir machen Mittagspause an einem Abgrund-Parkplatz. Um uns herum ist es düster und regnerisch, unter uns peitschen die Wellen gegen den Felsen.
Die Ringstraße schlängelt sich weiter an der Küste entlang. Heute machen wir gut Kilometer, während es relativ wenig zu sehen gibt. Außer Landschaft. Viel Landschaft. Überall.
Djúpivogur
Wir machen eine kurze Pause in einem kleinen Ort namens Djúpivogur und fahren dann auf einem unbefestigten Teil der Ringstraße weiter. Die Straße führt nun von der Küste weg am Rand einer Bucht entlang. Die Sonne kommt heraus und es ist auf einmal wieder alles sehr malerisch und schön.
Irgendwann stellt sich die Frage: Abkürzung oder nicht? Die Ringstraße würde noch einmal einen großen Bogen an der Küste entlang machen. Irgendwie haben wir da für den Moment genug gesehen. Die Alternative sind einige Kilometer auf einer unbefestigten Nebenstraße mit der schönen Nummer „939“. Ich habe ein paar Bedenken, da mir die Schotterpisten immer nicht ganz geheuer sind. Dennoch: Wir kürzen ab!
Der Weg über die Nebenstraße ist anstrengend zu fahren. Alles sehr holprig und staubig, manchmal geht es steil bergauf und dabei auch noch um enge, nicht einsehbare Kurven. Einige größere Geländewagen finden unsere Geschwindigkeit scheinbar nicht ausreichend und überholen uns, gerne auch mit Anhänger. Es kommen uns allerlei Autos, Wohnmobile und sogar ein Reisebus entgegen. Vielleicht stelle ich mich auch ein bisschen an.
Folaldafoss
Unterwegs halten wir noch einmal an, nicht nur weil eine kleine Pause gerade recht kommt: Wir haben in einiger Entfernung zur Straße einen weiteren Wasserfall, Folaldafoss, gesichtet. Die Faszination dafür hat uns noch nicht verlassen. Schnell sind wir ausgestiegen, haben wieder die winddichten Jacken an und die Kameras geschultert.
Die Sonne scheint nun richtig, während sich die Wolken langsam hinter einen Bergkamm zurückziehen. Der Ausblick belohnt für die anstrengende Gurkerei. Den bisher zurückgelegten Weg auf der Nebenstraße können wir schön überblicken.
Irgendwann wird es wieder trüber, am Straßenrand sind wieder vermehrt Schneeflecken zu sehen, die schnell zu Feldern werden. Dann treffen wir auch wieder auf die Ringstraße, die an dieser Stelle auch eher in die Kategorie „schön geschottert“ fällt. Direkt nach der Abzweigung halten wir kurz an. Halb im Graben steht ein Auto. Eine junge Frau turnt herum, der Mann versucht derweil wieder auf die Straße zu kommen. Wir müssen aber gar nicht tätig werden, noch während wir auf das Auto zugehen, kommt es schon wieder frei. Total zufällig kommen die beiden auch aus Deutschland, sind ähnlich lange wie wir unterwegs und in der entgegengesetzten Richtung. Und scheinbar war das nicht das erste Vorkommnis dieser Art, wie ich zwischen den Zeilen des Mannes am Steuer heraushöre. Wir tauschen uns kurz aus, dann geht es auch schon weiter.
Ein Schlafplatz am Wegesrand
Nach einigen weiteren Kilometern ist die Ringstraße dann auch wieder ordentlich geteert und schlagartig wird die Landschaft auch wieder grüner und das Wetter freundlicher. Die Straße führt uns an einem See vorbei. Wir finden auf die schnelle leider keinen Parkplatz, bis wir dann schließlich direkt an der Straße an einem Waldrand landen. Hinter dem Auto fließt ein kleines Bächlein. Richtig idyllisch. Trotz Sonnenschein ist es ziemlich frisch. Ich lese noch eine ganze Weile nach dem Abendessen.
Mitten in der Nacht werden wir von Geräuschen am Auto wach. Nach einer kurzen Schrecksekunde bin ich mir zumindest sicher, dass ich das Auto wie jeden Abend von innen zugemacht habe. Puh! Dennoch gruselt es mich ein wenig. Nach einem kurzen Blick aus dem Heckfenster dann aber Entwarnung: Ein dickes Schaf grinst mich doof an, reibt sich noch einmal an der Stoßstange und geht dann wieder - zwei weitere Kumpels im Schlepptau. Trotzdem: Adrenalin habe ich jetzt ein wenig im Blut - der Rest der Nacht ist eher unruhig und ich stehe ziemlich gerädert auf am Morgen.
Gerädert oder nicht: Nach dem Frühstück geht es wieder auf die Straße. Schon nach wenigen Kilometern lotst Fräulein Anna uns auf den nächsten Parkplatz. Inzwischen sind wir sehr routiniert, was solche Stops angeht: Hinter den Seitentüren liegen Fleece- und Regenjacken, Mützen, Handschuhe und Kameras griffbereit.
Ein Parkplatz mit Aussicht
Dieses Mal geht es zu einem weiteren Gletscher am Rande von Hvannadalshnúkur, des höchsten Gipfel Islands. Der Weg dorthin führt uns einige hundert Meter über kleine Hügel. Die Aussicht ist ziemlich schön über den See, die Sonne scheint. Leider kommen wir wieder nicht so nahe an das Eis, wie ich es mir erhofft habe.
Jökulsárlón
Jökulsárlón
Und dann kommen wir auch schon bei unserem heutigen Tageshighlight an: Jökulsárlón ist ein großer Gletschersee, in dem die von der Gletscherzunge abgebrochenen Eisberge treiben. Das sieht nicht nur ein wenig surreal aus. Über eine längere Strecke befinden sich immer wieder Parkplätze am Straßenrand, von denen aus man dann über eine kleine Hügelkette zum Gletschersee kommt. Wir halten auf einem der Parkplätze und schauen uns das alles erst einmal in Ruhe an. Am anderen Ende des Sees können wir nämlich auch schon die Anfahrtsstelle für die unvermeidlichen Reisebusse sehen. Bei uns ist fast niemand.
Damit die Stimmung auch ja die richtige ist, zieht der Himmel auch prompt wieder zu und es tröpfelt auch immer wieder ein bisschen. Der See liegt dabei aber ruhig vor uns, die Eisberge sind zum Teil hell und glitzernd, zum Teil aber auch matt und grau. In dieser Größe ist mir Eis glaube ich noch nicht unter gekommen.
Weil es uns so gut gefällt, machen wir dann auch noch am Touristenzentrum halt. Hier ist richtig was los, gleich Busweise werden die hauptsächlich asiatischen Touristen auf recht große Amphibienfahrzeuge verladen, um dann bis direkt an die Eisschollen heran geschippert zu werden. Tatsächlich treibt das Eis hier aber auch deutlich näher am Ufer und man kann noch ein paar Informationen über die Gegend abgreifen, so dass sich der kurze Stopp wirklich rentiert.
So ist es zum Beispiel ein bisschen erschreckend zu lesen, dass der See sich seit den 1970er Jahren auf etwa das dreifache seiner damaligen Größe angewachsen ist. Und noch vor gut einhundert Jahren ging der Gletscher fast direkt ins Meer über - von einem See war da nicht die Rede. Schon zwei Mal wurden auf dem vereisten See Szenen für einen James-Bond-Film gedreht, Batman und Lara Croft waren jeweils ein Mal da.
Weiter geht's! Wir fahren nun eine ganze Weile durch die Landschaft. Ich bin ganz froh, wieder wirkliche Landschaft um mich herum zu haben. Das Radio dudelt schön vor sich hin, es macht richtig Spaß einfach mal ein bisschen zu fahren. Den ein oder anderen Stopp am Straßenrand legen wir aber dennoch ein.
Höfn
Höfn
Schließlich kommen wir in Höfn an, unserem Zielort für heute. Obwohl der Ort nicht an der Ringstraße liegt, muss man nicht abbiegen. Sondern die Ringstraße biegt ab. Das ist tatsächlich eine kleine Besonderheit, denn normalerweise ist es schon sehr deutlich, wie sich Orte links und rechts an der Straße anordnen. Wir fahren zuerst einmal durch den Ort, ganz durch bis zum Hafen. Nach einem Einkauf schauen wir uns den Campingplatz an. Der ist deutlich schöner als der in Vík, was nicht nur am besseren Wetter liegt.
Der junge Mann an der Rezeption kommt aus Leipzig und quatscht gerne ein bisschen mit uns. Nach dem Einchecken stellen wir das Auto auf die Wiese und ich spanne die eben gekaufte Wäscheleine im Auto hinten an den Seiten, um Klamotten und Handtücher ein bisschen komfortabler unterbringen zu können. Unser Abendessen bereiten wir an der Gemeinschaftskochstelle unter einem Vordach des Campingplatz-Hauses auf einem der dort zur Verfügung stehenden Kochplatten zu. Um uns herum spricht man deutsch, man tauscht sich aus. Gegessen wird im sehr warmen Aufenthaltsraum direkt neben an, was nach einigen Tagen im Auto schon ein ordentlicher Luxus ist.
Nach dem Abendessen geht es nochmals zu Fuß eine Runde in den Ort. Es gibt hier tatsächlich auch einige Restaurants, die allerdings eher einen gehobenen Eindruck machen. Nach den Dreißig-Euro-Sandwiches bin ich da ja ein wenig vorsichtiger geworden. Am kommenden Wochenende findet hier das bekannte Lobstet Festival statt und wir können noch die ein oder andere Person beobachten, wie sie ihr Haus in grell-orange mit allerlei Band und Fähnchen schmückt. Als wir zurückkommen ist der Aufenthaltsraum leider sehr voll, so dass das abendliche Lesevergnügen doch wieder im Auto stattfinden muss.